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Globuli-Lehre an Unis und in Apotheken Medizinstudierende fordern Ende der Sonderregeln für Homöopathie

Liegendes offenes Braunglas, mit weißen Kügelchen davor.
© ElliRakete / Pixabay

Während Ärzteverbände sich bislang oftmals für den Erhalt homöopathischer Leistungen ausgesprochen haben, setzt der Nachwuchs nun ein Zeichen: Die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland spricht sich „gegen eine Anwendung in der medizinischen TherapieTherapie Therapie bezeichnet eine Heil- oder Krankenbehandlung im weitesten Sinn. Es kann hierbei die Beseitigung einer Krankheitsursache oder die Beseitigung von Symptomen im Mittelpunkt stehen. Ziel einer jeden Therapie ist die Widerherstellung der physischen und psychischen Funktionen eines Patienten durch einen Therapeuten. Soweit dies unter den jeweiligen Bedingungen möglich ist. aus“.

Dass es keine Evidenz für die Wirksamkeit homöopathischer Therapien gibt ist klar, schreibt die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmdBVMD Die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (BVMD) vertritt die Interessen von Medizinstudierenden in Deutschland und bildet den Zusammenschluss aller humanmedizinischen Fachschaften. Sie ist politisch, konfessionell und weltanschaulich unabhängig und bietet eine Plattform zur Vernetzung von Medizinstudierenden. Auf internationaler Ebene wirkt die BVMD im weltweiten Dachverband der Medizinstudierendenorganisationen, der International Federation of Medical Students´ Association (IFMSA), mit.) in einem kürzlich beschlossenen Grundsatzpapier. „Sie sieht deswegen den bestehenden Umgang mit der HomöopathieHomöopathie Der deutsche Arzt Samuel Hahnemann postulierte gegen Ende des 18. Jh.s: »Ähnliches heilt Ähnliches«. So leitet sich das Wort Homöopathie von Homoion (für ähnlich) und Pathos (für Leiden) ab. Hahnemann verfolgte die Theorie, dass der Auslöser einer Krankheit oder der Auslöser für bestimmte Symptome auch zu deren Therapie genutzt werden kann. Bekanntestes Beispiel dafür ist die Chinarinde, mit der früher Malaria behandelt wurde. Die Einnahme dieser löste in einem Selbstversuch Hahnemanns Symptome einer Malaria aus. Damit sah er seine Theorie bestätigt. Die Homöopathie ist heute eine eigenständige Therapieform in der Alternativmedizin. Häufig werden für Globuli und Tinkturen die eingesetzten Substanzen zur Behandlung so stark verdünnt, dass in ihnen kein Wirkstoff mehr vorhanden ist. Für die Wirkung der Verdünnungen (Potenzen) wird ein Gedächtnis des Lösungsmittels, z.B. Wasser, angenommen. Für solch ein Gedächtnis von Wasser oder für eine generelle Wirkweise der Homöopathie über den Effekt eines Placebos hinaus gibt es jedoch keine wissenschaftlichen Belege; trotz mehr als 200 hochwertiger Studien dazu. in der Arzneimittelzulassung, medizinischen Versorgung, Öffentlichkeit und der medizinischen Lehre kritisch“, heißt es. „Die bvmd fordert, dass die Sonderstellung der homöopathischen ArzneimittelArzneimittel Arzneimittel sind Stoffe oder Zubereitungen aus Stoffen, die angewandt werden, um Krankheiten, Leiden, Körperschäden oder Beschwerden zu heilen, zu lindern oder zu verhüten. Es kann sich hierbei ebenfalls um Mittel handeln, die dafür sorgen, dass Krankheiten oder Beschwerden gar nicht erst auftreten. Die Definition beinhaltet ebenso Substanzen, die der Diagnose einer Krankheit nutzen oder seelische Zustände beeinflussen. Die Mittel können dabei im Körper oder auch am Körper wirken. Das gilt sowohl für die Anwendung beim Menschen als auch beim Tier. Die gesetzliche Definition von Arzneimitteln ist im § 2 Arzneimittelgesetz (AMG) enthalten. im Arzneimittelgesetz genauso wie die Apothekenpflicht durch den Gesetzgeber aufgehoben werden und die Homöopathie aus dem Leistungsangebot der gesetzlichen Krankenversicherung gestrichen wird.“ Letztere versprächen sich „vor allem einen Gewinn an Versicherten, nicht jedoch eine wirksame Therapiealternative“.

Auch bei der ärztlichen Aus- und Weiterbildung sollte eine kritische Auseinandersetzung auf wissenschaftlicher Grundlage mit der Thematik erfolgen, fordern die Studierenden – denn homöopathische Behandlungen beruhten nicht auf wissenschaftlichen Grundlagen. Die Anerkennung im Rahmen ärztlicher Weiterbildungen fördere den Eindruck, Homöopathie sei evidenzbasiert.

Präsident der BundesärztekammerBundesärztekammer Die Bundesärztekammer (BÄK) vereint die 17 deutschen Ärztekammern unter sich. Sie vertritt die berufspolitischen Interessen aller Ärzt*innen in Deutschland und vermittelt den Erfahrungsaustausch zwischen den einzelnen Ärztekammern. Ihr Ziel ist es unter anderem möglichst einheitliche Regeln zur Berufsordnung von Ärzten und Arztinnen herbeizuführen. Sie pflegt Kontakte zur Bundesregierung, zum Bundesrat sowie zu den politischen Parteien. schwärmte von Homöopathie

Es sei „sehr problematisch“, dass sie in immer noch vielen Bundesländern als Zusatzbezeichnung geführt wird – wie andere Therapiemöglichkeiten, die evidenzbasiert sind. „Es ist eine Tatsache, dass Homöopathie vielen Menschen hilft“, hatte der langjährige Bundesärztekammerpräsident Frank Ulrich Montgomery behauptet – sein Nachfolger Klaus Reinhardt hat sich bislang nicht explizit in die Debatte eingemischt.

Die Anerkennung der Homöopathie durch die Bundesärztekammer könne bei Patienten „einen falschen Eindruck“ erwecken, kritisieren die Studierenden. An Universitäten sollte sie daher nur im Kontext der Wissenschafts- und Erkenntnistheorie oder Geschichte auf der Basis des aktuellen Forschungsstandes gelehrt werden. 15 von 39 medizinischen Fakultäten in Deutschland nutzten die in der ärztlichen Approbationsordnung geschaffene Möglichkeit, Homöopathie als Wahlfach anzubieten. Dass die für die Homöopathie lobbyierende Carstens-Stiftung und der Zentralverein Homöopathischer Ärzte dies finanziell unterstützt, sei problematisch, erklärt die bvmd: „Durch die Mitbeteiligung dieser Interessenverbände an der universitären Lehre kommt es zu Interessenkonflikten und eine evidenzbasierte Auseinandersetzung mit der Homöopathie kann nicht in ausreichendem Umfang gewährleistet werden.“

Gefährdung der Patienten

Zwar sei der geschätzte Umsatz mit homöopathischen Arzneimitteln von rund 670 Millionen Euro relativ gering – es würden aber über 54 Millionen Arzneimittelpackungen abgegeben, „für welche kein Wirksamkeitsnachweis vorliegt. Die Medizinstudierenden sprechen sich „stark für eine evidenzbasierte Behandlung unserer Patient_innen aus“ – der bisherige Umgang mit Homöopathika müsse daher grundlegend überdacht werden. Die Sonderregelung zur Markteinführung von homöopathischen Arzneimitteln ohne die Pflicht eines Wirksamkeitsnachweises stelle „eine Täuschung und damit potentielle Gefährdung“ der Patienten dar. Anstatt dass Homöopathika erstattet werden, sollte die sprechende Medizin mehr Wertschätzung erfahren – so auch mehr finanzielle Wertschätzung, fordern die Medizinstudierenden.

Nach Ansicht der Studenten soll auch die Apothekenpflicht von Homöopathika aufgehoben werden, wodurch sie etwa auch in Supermärkten verkauft werden dürften. Eine Beratung in der Apotheke stelle „keine Garantie für evidenzbasierte Entscheidungen dar“, argumentieren sie: Eine Studie hatte etwa ergeben, dass Apotheken ihre Kunden oft nicht nach dem Stand der Wissenschaft über Homöopathika aufklären.


4 comments
  1. Damit treffen die Studierenden vom bvmdBVMD Die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (BVMD) vertritt die Interessen von Medizinstudierenden in Deutschland und bildet den Zusammenschluss aller humanmedizinischen Fachschaften. Sie ist politisch, konfessionell und weltanschaulich unabhängig und bietet eine Plattform zur Vernetzung von Medizinstudierenden. Auf internationaler Ebene wirkt die BVMD im weltweiten Dachverband der Medizinstudierendenorganisationen, der International Federation of Medical Students´ Association (IFMSA), mit. den Nagel auf den Kopf.

    Wenn die ärztliche Kommunikation weiterhin mit lächerlichen 4,36 € vergütet wird, so wird es weiterhin viele Menschen geben, die sich in der “albernen HomöopathieHomöopathie Der deutsche Arzt Samuel Hahnemann postulierte gegen Ende des 18. Jh.s: »Ähnliches heilt Ähnliches«. So leitet sich das Wort Homöopathie von Homoion (für ähnlich) und Pathos (für Leiden) ab. Hahnemann verfolgte die Theorie, dass der Auslöser einer Krankheit oder der Auslöser für bestimmte Symptome auch zu deren Therapie genutzt werden kann. Bekanntestes Beispiel dafür ist die Chinarinde, mit der früher Malaria behandelt wurde. Die Einnahme dieser löste in einem Selbstversuch Hahnemanns Symptome einer Malaria aus. Damit sah er seine Theorie bestätigt. Die Homöopathie ist heute eine eigenständige Therapieform in der Alternativmedizin. Häufig werden für Globuli und Tinkturen die eingesetzten Substanzen zur Behandlung so stark verdünnt, dass in ihnen kein Wirkstoff mehr vorhanden ist. Für die Wirkung der Verdünnungen (Potenzen) wird ein Gedächtnis des Lösungsmittels, z.B. Wasser, angenommen. Für solch ein Gedächtnis von Wasser oder für eine generelle Wirkweise der Homöopathie über den Effekt eines Placebos hinaus gibt es jedoch keine wissenschaftlichen Belege; trotz mehr als 200 hochwertiger Studien dazu.” wohler fühlen als in der Medizin.

    Ein erster Schritt heraus aus dieser fatalen Situation könnte sein – analog zur Regelung in der PKV :

    Einführung einer Position “Intensivberatung” – z.B. 100.- € / 45 Min. für

    Tumorerkrankung
    V.a. DepressionDepression Die Depression ist eine schwere psychische Erkrankung, die sich durch zahlreiche Beschwerden äußert und in jedem Alter auftreten kann. Niedergeschlagenheit, Erschöpfung, ein Leben ohne Antrieb und Interesse gehören ebenso zur breiten Palette der Symptome als auch körperliche Beschwerden wie Schlaflosigkeit, Appetitstörungen und Schmerzen. Auch die Entwicklung von Suizidgedanken gehört zum Symptomspektrum. Nur wenige können sich selbst helfen, zudem sind Frauen doppelt so häufig von dieser Störung betroffen als Männer. Durch ihr vielfältiges Erscheinungsbild wird die Depression vom Hausarzt oft nicht erkannt. Dabei lässt sie sich mit psychotherapeutischen Behandlungen, wenn nötig auch mit Medikamenten, sehr gut behandeln.
    Polymorbidität

  2. Was ist die Quelle dafüe: “Zwar sei der geschätzte Umsatz mit homöopathischen Arzneimitteln von rund 670 Millionen Euro relativ gering”?
    Und übrigens: Am Ende des Texts sind es dann doch wieder “Studenten”?

    1. Die Angabe kam aus dem Positionspapier der bvmdBVMD Die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (BVMD) vertritt die Interessen von Medizinstudierenden in Deutschland und bildet den Zusammenschluss aller humanmedizinischen Fachschaften. Sie ist politisch, konfessionell und weltanschaulich unabhängig und bietet eine Plattform zur Vernetzung von Medizinstudierenden. Auf internationaler Ebene wirkt die BVMD im weltweiten Dachverband der Medizinstudierendenorganisationen, der International Federation of Medical Students´ Association (IFMSA), mit. – wir haben selbst auch über die Zahlen geschrieben: https://medwatch.de/2019/02/27/absatz-sinkt-weiter-wie-lobbyisten-fuer-die-homoeopathie-kaempfen/

      Schöne Grüße!