Jeder Journalist hat einen inneren Kompass, etwas, das ihn durch die unzähligen Recherchen lenkt, ihn immer neue Geschichten entdecken und aufschreiben lässt. Wir – Hinnerk Feldwisch und Nicola Kuhrt – stellten nach langer Zusammenarbeit fest, dass unser journalistischer Kompass in eine sehr ähnliche Richtung zeigt: Wir wollen Einzelfälle immer in einen größeren Zusammenhang setzen und systemische Probleme beim Schutz der GesundheitGesundheit Gesundheit als bloßen Gegenpart zur Krankheit zu definieren, reicht nicht aus. Sie bezeichnet eher einen Idealzustand des völligen Wohlbefindens, ohne körperliche, geistige oder soziale Einschränkungen. Das Wort »Gesundheit« ist ein Konstrukt, welches sich individuell und aus der Gesellschaft heraus definiert und einem ständigen Wandel unterliegt. Prinzipiell liegt bis heute keine allgemein gültige Definition für diesen Zustand vor. von PatientenPatienten Patienten und Patientinnen sind Person, welche in ärztlicher Behandlung oder Betreuung stehen. Der Begriff bezieht sich nicht zwangsläufig auf kranke Menschen. Denn neben diesen, zählen z.B. auch Blutspender, Neugeborene, Schwangere, zu impfende Personen und diejenigen, welche sich einer Vorsorge-Untersuchung unterziehen zu dieser Gruppe. Ein Patient geht mit seinem Behandler eine Rechtsbeziehung ein, nachdem dem Patienten eine ordnungsgemäße Behandlung nach aktuellem wissenschaftlichem Standard zusteht. Patient*innen in Deutschland haben zudem sog. Patientenrechte, mit entsprechenden Gesetzen und Regelwerken. Im deutschen Gesundheitssystem wird zwischen Kassen- und Privatpatienten unterschieden. Für erstere kommt die Gesetzliche Krankenkasse für die Behandlungskosten auf; letztere werden von Privaten Krankenkassen finanziert. aufzeigen. Unserer Ansicht nach braucht der Medizinjournalismus mehr klare, langfristig recherchierte Geschichten – und nicht nur den einmaligen Skandal. Für Verbraucher, die beispielsweise in sozialen Medien immer mehr unseriösen, falschen und damit teils sogar gesundheitsschädlichen Informationen ausgesetzt sind. Kluge und in der PraxisPraxis Im medizinischen Bereich werden mit dem Begriff »Praxis« die Arbeitsräume eines niedergelassenen Arztes, Zahnarztes, Tierarztes oder Psychotherapeuten bezeichnet. Laut ärztlichen Niederlassungsrechts definiert die Arztpraxis den Tätigkeitsort der Vertragsärztin. effektive Gesetze fehlen oft, genauso wie eine zentrale Koordinierung der Arbeit von Gesundheitsbehörden. Außerdem fehlen Schwerpunktstaatsanwaltschaften, die verstehen, dass als WundermittelWundermittel Wundermittel sind Substanzen, die eine erstaunliche Wirkung versprechen, für die es jedoch keinerlei evidenzbasierten Daten gibt. Oft werden sie als Alleskönner angepriesen, die gleich gegen eine Vielzahl von Krankheiten helfen, wie es ganz aktuell für DMSO und MMS postuliert wird. Oft werden aggressive und zugleich wirksame Marketing-Strategien gefahren, mit dem Ziel möglichst großen Profit aus einem Produkt zu schlagen. So werden Vitaminpräparate und Vitamin-Mischungen extrem überteuert angeboten. Die Deklarierung dieser als Nahrungsergänzungsmittel bedarf zudem keinerlei wissenschaftlicher Untersuchung bezüglich ihrer Wirkweise. Nicht nur Produkte zum Einnehmen werden so vermarktet. Es existieren z.B. Geräte die WLAN-Strahlen abhalten sollen. Bei genauerer Untersuchung entpuppen sie sich als leere Kästen, die für einen vierstelligen Betrag verkauft werden. Die Produktionsfirmen solcher Wundermittel sind oft im Ausland ansässig, was ihre strafrechtliche Verfolgung immens erschwert. beworbene Produkte verboten gehören.
Zu oft haben wir schon traurige Geschichten recherchiert. Schrecklich, wenn man erfährt, dass selbst Kinder mit gefährlichen Chemikalien wie Chlorbleich “behandelt” wurden oder Schwerkranke in ihrer Verzweiflung ihr Hab und Gut für erwiesenen Humbug ausgeben. Wir wollen als Journalisten Verantwortung übernehmen und die Öffentlichkeit über Schindluder und Betrug im Gesundheitsbereich aufklären. Den Entschluss, hierzu ein neues Online-Portal zu gründen, fassten wir Mitte 2017, und plötzlich gab es kein Zurück mehr. Unterstützer fanden sich beinahe von selbst. Der Wunsch, seriösen Medizinjournalismus dem kranken Brausen im Netz entgegenzusetzen, ist tatsächlich an vielen Stellen groß.
Erste Unterstützung gab es durch das “Grow”-Stipendium für gemeinnützigen Journalismus, das der Verband “Netzwerk Recherche” in Kooperation mit der Schöpflin-Stiftung vergibt. Anschließend galt es: Gemeinnützige Organisation gründen, Kontakte aufbauen, Netzwerke spannen. Mitte Dezember 2017 war dies alles geschafft.
Im neuen Jahr geht es nun endlich los: In diesem Blog wollen wir MedWatch in die Beta-Phase bringen, erste Texte veröffentlichen, Formate ausprobieren und Feedback sammeln. In den nächsten Wochen beginnen wir außerdem ein Crowdfunding, um das nötige Geld für das eigentliche Portal zu sammeln – unabhängig von Interessen großer Firmen oder Verbände.
Auf www.medwatch.de wollen wir in umfangreichen Recherchen aufdecken, welche Geschäftemacher mit dem Leben oder der Gesundheit ihrer Kunden spielen – oder wie dubiose Internetseiten Humbug-Therapien auf Facebook bewerben. Hierzu brauchen wir Eure Unterstützung, Kritik und Anregungen. Wir freuen uns drauf.