<

Pharmakologe und Gesundheits­wissenschaftler Gerd Glaeske ist tot

Gerd Glaeske, Pharmazeut und Mitglied des MedWatch-Beirats. Foto: Raphael Huenerfauth / dpa
Gerd Glaeske, Pharmazeut und Mitglied des MedWatch-Beirats. Foto: Raphael Huenerfauth / dpa

Der PharmakologePharmakologe Eine Pharmakologin und ein Pharmakologe sind Expert*innen auf dem Gebiet der Pharmakologie. Ihr Arbeitsgebiet ist die Erforschung von Wirkungen und Wechselwirkungen eines Stoffes auf einen Organismus. Dies ist besonders bei der Neuentwicklung von Medikamenten wichtig. Ein Pharmakologe untersucht die biochemischen und physiologischen Effekte, also die Aufnahme, die Verteilung, den biochemischen Um-und Abbau im Körper sowie die Ausscheidung des Mittels. Die Pharmakologin prüft erwünschte und unerwünschte Nebenwirkungen, Wechselwirkungen mit anderen Stoffen und berücksichtigt hierbei genetische Faktoren. Auch Planung, Durchführung und Auswertung von Arzneimittelstudien gehören zum Aufgabengebiet. Zudem diagnostiziert und behandelt ein Pharmakologe Vergiftungen und führt toxikologische Beratungen durch. Gerd GlaeskeGerd Glaeske Gerd Glaeske (1945 bis 2022) war Pharmakologe, Gesundheitswissenschaftler und u.a. jahrelanger Mitarbeiter für Bittere Pillen. Einer breiten Öffentlichkeit wurde er durch Funk, Fernsehen und diverse Printmedien bekannt. 23 Jahre lange hatte er die Professur für Arzneimittelanwendungsforschung am Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen inne und war zudem Mitglied des MedWatch-Beirates. ist am Freitag nach langer KrankheitKrankheit Als Krankheit kann bezeichnet werden, was von ausgeglichenen physischen oder psychischen Funktionen abweicht und ein Ausmaß erreicht, der den eigenen Leistungsgrad und/oder das Wohlbefinden, sei es subjektiv oder objektiv, negativ beeinflusst. Sozialversicherungsrechtlich bezeichnet der Begriff Krankheit eine Störung die medizinische Therapie und/oder Krankenpflege bedarf sowie eine Arbeitsunfähigkeit zur Folge hat. Wie auch bei dem Begriff Gesundheit gibt es für die Krankheit keine allgemeingültige Definition. Der Begriff ist eher ein Konstrukt, welches sich individuell und aus der Gesellschaft heraus definiert und einem ständigen Wandel unterliegt. gestorben. Er wurde 77 Jahre alt. Glaeske war Mitglied des Beirats von MedWatch.

Gerd Glaeske hat in Aachen und HamburgHamburg Hamburg ist ein Stadtstaat: eine Stadt und ein Bundesland zugleich. Die Freie und Hansestadt Hamburg ist die zweitgrößte Stadt Deutschlands und unterteilt sich in sieben Bezirke sowie 104 Stadtteile. Logistisch ist der Ort durch seinen Hafen und Flughafen weltweit bedeutend und zeichnet sich zudem als wichtiger Forschungsstandpunkt aus. Pharmazie studiert. Seit 1999 hatte
er an der Universität Bremen eine Professur für Arzneimittelforschung inne. Er
gab den Arzneimittelreport heraus (bis 2015), war Mitarbeiter des
Nachschlagewerks „Bittere Pillen“ und Talkgast in vielen Fernsehsendungen. In
der BILD bewertete er diverse NahrungsergänzungsmittelNahrungsergänzungsmittel Nahrungsergänzungsmittel werden den Lebensmitteln zugeordnet und sind abgegrenzt von Medikamenten zu betrachten. So dürfen sie, wie der Name schon sagt, die normale Ernährung ergänzen, sie jedoch nicht ersetzen und zudem keine arzneiliche Wirkung zeigen. Sie werden als Kapseln, Tabletten, Tropfen oder Ähnliches angeboten und enthalten oft Vitamine, Mineralstoffe oder sonstige Nährstoffe, die eine Wirkung erzielen sollen. Sie dürfen jedoch nicht wie ein Arzneimittel beworben werden. Die Hersteller dürfen keine spezifische Wirkung wie die Linderung oder Vorbeugung einer Krankheit anpreisen oder für ein definiertes Anwendungsgebiet werben.Die Verordnung über Nahrungsergänzungsmittel (NemV) regelt den Umgang mit diesen. Für eine Markteinführung bedarf es keinerlei Zulassung, jedoch wird ein Anzeigeverfahren beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit durchlaufen. Nahrungsergänzungsmittel sind zudem frei verkäuflich. Sie müssen als solche gekennzeichnet und auf ihrem Etikett sich folgende Angaben befinden: Menge und Dosis der Inhaltsstoffe, empfohlene tägliche Verzehrmenge, die nicht überschritten werden sollte, ein Hinweis, dass Nahrungsergänzungsmittel eine ausgewogene Ernährung nicht ersetzen können sowie die Warnung, das Produkt nicht in Reichweite von Kindern aufzubewahren.Wer gesund ist, sich ausgewogen und abwechslungsreich ernährt benötigt keinerlei Nahrungsergänzungsmittel. Unter bestimmten Mangelbedingungen kann die Einnahme sinnvoll sein. Zu beachten sind hierbei mögliche Wechselwirkungen mit Arzneimitteln. Zink ist ein gutes Beispiel dafür. Es wird oft als Immun-Booster angepriesen. Die langfristige Einnahme von Zink kann jedoch einen Kupfermangel auslösen. Noch wichtiger: Zink bildet in manchen Fällen Komplexe mit arzneilichen Wirkstoffen und schwächt diese in ihrer Wirkung ab. Wird es eingenommen, um einem Zinkmangel entgegenzuwirken muss wiederum darauf geachtet werden, welche Nahrungsmittel dazu eingenommen werden. Aus diesen Gründen sollte die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit einem Arzt abgeklärt werden.Bei Internetkäufen besteht zudem das Risiko unbemerkt auf unseriöse Angebote zu stoßen., etwa gegen Erkältung –
was ihm durchaus die Kritik nicht weniger seiner Kollegen einbrachte. Zwischen
2003 und 2010 war Glaeske Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung
der Entwicklung im Gesundheitswesen. Zu seinen letzten Forschungsschwerpunkten
gehörte die Suchtgefahr von Opiaten.

Als der Hersteller Hevert in 2019 Kritiker homöopathischer Produkte mit
Abmahnungen aufforderte, ihre Äußerungen zu unterlassen, gehörte neben Natalie
Grams-Nobmann auch Gerd Glaeske zu den Adressaten. Er hatte in einer ARDARD Die ARD ist die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland. Im gesetzlichen Auftrag produzieren die Landesrundfunkanstalten der ARD mithilfe des Rundfunkbeitrages nationale und regionale Programme für Hörfunk und Fernsehen, Videotext- und Onlineangebote.-Sendung
erklärt „bei homöopathischen Mitteln fehlt bisher grundsätzlich bei allen
Mitteln, die homöopathisch daherkommen, ein Wirksamkeitsnachweis“. Zugleich
hatte er in der „Süddeutschen Zeitung“ erklärt , wissenschaftlich gesehen sei
ein Zirkelschluss als Wirksamkeitsnachweis nicht akzeptabel. Glaeske hat die
Unterlassungserklärung damals unterschrieben.

Seit Beginn der CoronaCorona Mit Corona bezeichnet die Allgemeinbevölkerung zumeist SARS-CoV-2 (Severe acute respiratory syndrome coronavirus type 2). Es ist ein neues Beta-Coronavirus, welches zu Beginn des Jahres 2020 als Auslöser der Krankheit COVID-19 identifiziert wurde. Coronaviren waren schon vor 2020 altbekannt. In Menschen verursachen sie vorwiegend milde Erkältungskrankheiten (teils auch schwere Lungenentzündungen) und auch andere Wirte werden von ihnen befallen. SARS-CoV-2 hingegen verursacht wesentlich schwerere Krankheitsverläufe, mit Aufenthalten auf der Intensivstation bis hin zum Tod. Der Virusstamm entwickelte und entwickelt seit seiner Entdeckung verschiedene Virusvarianten, die in ihren Aminosäuren Austausche aufweisen, was zu unterschiedlichen Eigenschaften bezüglich ihrer Infektiosität und der Schwere eines Krankheitsverlaufes führt. Seit Dezember 2020 steht in Deutschland ein Impfstoff gegen SARS-CoV-2 zur Verfügung.-PandemiePandemie Pandemie bezeichnet eine globale Epidemie, eine zeitlich begrenzte und zugleich weltweit stattfindende Infektionskrankheit. Fehlende Grundimmunitäten gegen, z.B. neu mutierte, Bakterien- oder Virenstämme erhöhen Infektions- und Todesraten. Während einer Pandemie mit schweren Krankheitsverläufen sind Überlastungen von Gesundheitsversorgungsstrukturen und des öffentlichen Lebens schnell erreicht. Bekannte Beispiele für durch Viren hervorgerufene Pandemien sind HIV (seit den 80er Jahren), das Influenza-A-Virus (H1N1) von 2009 sowie Corona (seit 2019). Der weltweite Handel, eine globale Mobilität sowie immer weniger Rückzugsorte für andere Lebewesen begünstigen nicht nur die Entstehung von Infektionskrankheiten, sondern auch deren Ausbreitung. Die WHO kontrolliert in einem ständigen Prozess das Auftreten und die Verbreitung von Infektionskrankheiten, die potentiell epidemisch oder pandemisch werden könnten. verfasste er mit weiteren Gesundheits- und
Politikwissenschaftlern Stellungnahmen, in diesen wurde die epidemiologische Problemlage
wissenschaftlich betrachtet und Methoden zur Krisenbewältigung kritisch
behandelt. Diese Papiere wurden teils widersprüchlich eingeschätzt.

Gerd Glaeske, der als Experte auch für die Stiftung Warentest tätig gewesen
ist, war MedWatch-Unterstützer der ersten Stunde und Mitglied unseres Beirats.
Wenn ihm ein Thema sehr wichtig war, rief er an. Wenn es etwas Zeit hatte,
schrieb er eine Mail. Wir danken ihm für seine Unterstützung.