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Nahrungsergänzungsmittel Update zu More Nutrition

Pillen, Tablette und Kapseln in Massen.
Sind für einen gesunden Lebensstil Nahrungsergänzungsmittel unverzichtbar? © Ri Butov / Pixabay

Nachdem MedWatch über den Nahrungsergänzungsmittelhersteller More Nutrition berichtet hatte, reagierte dessen Gründer Christian Wolf in zwei Videos bei Instagram. Diese zeigen erneut, wie er wissenschaftliche Ergebnisse für seine Zwecke interpretiert. MedWatch ordnet seine Aussagen ein.

„Quarks kritisiert mich“, beginnt Wolf. Er sitzt auf einem schwarzen Schreibtischstuhl, die Rückenlehne höher als sein Kopf. Er beugt sich über den Schreibtisch und hält ein Smartphone in der Hand. Es soll so aussehen, als höre er live die Podcast-Folge der „Quarks Science Cops“ und antworte spontan.

Science Cops: „So ist man sich in der Wissenschaft auch ziemlich einig, dass NahrungsergänzungsmittelNahrungsergänzungsmittel Nahrungsergänzungsmittel werden den Lebensmitteln zugeordnet und sind abgegrenzt von Medikamenten zu betrachten. So dürfen sie, wie der Name schon sagt, die normale Ernährung ergänzen, sie jedoch nicht ersetzen und zudem keine arzneiliche Wirkung zeigen. Sie werden als Kapseln, Tabletten, Tropfen oder Ähnliches angeboten und enthalten oft Vitamine, Mineralstoffe oder sonstige Nährstoffe, die eine Wirkung erzielen sollen. Sie dürfen jedoch nicht wie ein Arzneimittel beworben werden. Die Hersteller dürfen keine spezifische Wirkung wie die Linderung oder Vorbeugung einer Krankheit anpreisen oder für ein definiertes Anwendungsgebiet werben. für gesunde Menschen, die sich ausgewogen ernähren, ziemlich überflüssig sind.“

Wolf: „Vor ein paar Jahren hat das Robert Koch-InstitutRobert Koch-Institut Das Robert-Koch-Institut (RKI) ist ein Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit. Seine Kernaufgaben sind die Erkennung, Verhütung und Bekämpfung von Krankheiten, insbesondere von Infektionskrankheiten. Das Robert-Koch-Institut wirkt bei der Entwicklung von Normen und Standards mit. Es informiert und berät die Fachöffentlichkeit, sowie die breite Öffentlichkeit. die Blutwerte von mehreren tausend Deutschen analysiert und herausgefunden, dass der Großteil der untersuchten Deutschen in der Unterversorgung ist. (…). Das Ganze deckt sich auch mit den Daten der Nationalen Verzehrstudie II des Max-Rubner-Instituts, die zum Schluss kommen, dass 82 Prozent der Männer und 91 Prozent der Frauen nicht die empfohlene Zufuhr an Vitamin D erreichen.“

Unnötige Nahrungsergänzungsmittel?

MedWatch ordnet ein: Vitamin D wird hauptsächlich vom Körper gebildet und nicht über die Nahrung aufgenommen. In der Verzehrstudie1https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/gesunde-ernaehrung/nationale-verzehrsstudie-zusammenfassung.html wurde aber nur untersucht, wie viel Vitamin D die Menschen in Deutschland über die Nahrung aufnehmen. Um die Gesamtversorgung einzuordnen, ist sie deshalb keine geeignete Quelle. Stattdessen zeigt sie, dass viele Menschen sich nicht an Ernährungsempfehlungen halten wie: viel Obst und Gemüse, Fisch, wenig zuckerhaltige Lebensmittel. Das wiederum hat große Auswirkungen auf die Versorgung. Eine Unterversorgung mit Vitamin D ist übrigens nicht automatisch ein Mangel. Stellen Ärzt:innen per Bluttest einen Mangel fest, verordnen Ärzte ArzneimittelArzneimittel Arzneimittel sind Stoffe oder Zubereitungen aus Stoffen, die angewandt werden, um Krankheiten, Leiden, Körperschäden oder Beschwerden zu heilen, zu lindern oder zu verhüten. Es kann sich hierbei ebenfalls um Mittel handeln, die dafür sorgen, dass Krankheiten oder Beschwerden gar nicht erst auftreten. Die Definition beinhaltet ebenso Substanzen, die der Diagnose einer Krankheit nutzen oder seelische Zustände beeinflussen. Die Mittel können dabei im Körper oder auch am Körper wirken. Das gilt sowohl für die Anwendung beim Menschen als auch beim Tier. Die gesetzliche Definition von Arzneimitteln ist im § 2 Arzneimittelgesetz (AMG) enthalten. mit zum Beispiel Vitamin D, die dann in der Regel die Krankenkasse bezahlt.2https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2021/04/28/vitamin-d-sub-3-sub-wann-uebernimmt-die-krankenkasse-die-kosten/chapter:1

Gesunder Lifestyle

Science Cops: „Teilweise ist ja das Versprechen von More, dass du deinen Lebensstil eigentlich gar nicht wirklich ändern muss, sondern du musst nur die Produkte nehmen. Und dann kannst du eigentlich genauso weitermachen wie vorher. Nur gesünder.“

Wolf: „Jeder, der mir auch nur eine Woche lang folgt oder jemandem aus dem Team, weiß, dass wir gewisse Grundregeln jede Woche hoch und runter predigen. Macht eure 10.000 Schritte, esst euer Obst und Gemüse, erhöht euer Protein und esst weniger Zucker.”

MedWatch ordnet ein: Zu einer gesunden Routine gehören Bewegung, Obst und Gemüse sowie wenig Zucker. Das ist unbestritten. Für viele Menschen ist es hilfreich, wenn Influencer:innen sie immer wieder an diese Routinen erinnern. So können sie es schaffen, ihren Lebensstil umzustellen.

Bei den Influencer:innen von More Nutrition gehören aber immer Nahrungsergänzungsmittel zur Routine. Sie suggerieren so, dass die Kapseln essentiell sind, um gesund zu bleiben. Dafür fehlen jedoch wissenschaftliche Belege. Ganz im Gegenteil: Studien zeigen, dass ein gesunder Lebensstil keine Nahrungsergänzungsmittel erfordert.3https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30959527/

MelatoninMelatonin Melatonin – ein Hormon, welches den Tag-Nacht-Rhythmus steuert – wird größtenteils im Gehirn durch die Zirbeldrüse synthetisiert. Seine Ausschüttung ist abhängig von der Tageslichtmenge, die auf die Netzhaut des Auges fällt. Dunkelheit regt die Ausschüttung an, weswegen es auch Schlafhormon genannt wird. Melatonin wird in letzter Zeit vermehrt als Wundermittel gehandelt. Es soll zusätzlich zu Schlafstörungen als Anti-Aging-Agenz und gegen Krebs wirken. In Deutschland wurde bisher nur ein Medikament mit Melatonin zugelassen. Dies ausschließlich zur kurzfristigen Einnahme von Patienten über 55, bei denen eine (auf keiner Krankheit beruhende) Schlafstörung besteht. Hochdosierte Melatonin-Präparate sind zudem verschreibungspflichtig. Über die schlafstimulierende Wirkung hinausgehende Anwendungen sind bisher nur unzureichend untersucht. Dies gilt ebenso für Langzeit-, Neben- und Wechselwirkungen des Hormons sowie für die Einnahme durch Schwangere und Stillende. Ungeachtet dessen wird das Hormon in Form von Nahrungsergänzungsmitteln und Sprays vertrieben. zum Einschlafen

Das Thema Melatonin kam nicht im Artikel von MedWatch vor, sondern nur im Podcast der Quarks Science Cops. Es geht um Tabletten und Sprays von More Nutrition mit dem Namen „More Sleep“, die mit Melatonin beim Einschlafen helfen sollen.

Science Cops: „Tatsächlich auf Grundlage dieser Metaanalyse, so die EFSAEFSA Die EFSA ist die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit. Sie wurde 2002 mit Sitz in Parma eingerichtet, um die Lebensmittelsicherheit in der EU zu verbessern und ein hohes Verbraucherschutzniveau zu gewährleisten. Zu ihren Aufgaben gehört die wissenschaftliche Beratung zu bestehenden und aufkommenden Risiken in der Lebensmittelkette durch wissenschaftliche Gremien und Ausschüsse. Der Großteil ihrer Arbeit erfolgt auf Ersuchen durch die Europäische Kommission, das Europäische Parlament und die EU-Mitgliedstaaten, manche der wissenschaftlichen Arbeiten werden auf eigene Initiative durchgeführt. Die EFSA kooperiert mit dem BfR – Bundesinstitut für Risikobewertung – und wird über den EU-Haushalt finanziert. Die Bewertung von lebensmittelbedingten Risiken erfolgt unabhängig von politischen Entscheidungsfindungen., gebe es ausreichend Evidenz für folgende Aussage: Melatonin trägt dazu bei, die Einschlafzeit zu verkürzen. Und es gebe eine gut belegte Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen der Einnahme von Melatonin und der Verkürzung der Einschlafzeit. Eine dieser Metaanalysen kam auf eine durchschnittliche Verkürzung der Einschlafzeiten von knapp 12 Minuten, die zweite auf eine Verkürzung um knapp siebeneinhalb Minuten, die dritte, die sich nur Menschen mit normalem Schlaf angeschaut hat, auf nur knapp 4 Minuten.“

Wolf: „Dass, wenn man Menschen mit schon gesundem Schlaf untersucht und ihnen eine Einschlafhilfe gibt, es sich nicht mehr viel verbessert, finde ich, ehrlich gesagt nicht sonderlich verwunderlich, weil sie ja schon normalen Schlaf haben. Ich finde es sogar eher ziemlich positiv. (…) Wenn wir aber genauer hinschauen, sehen wir, dass in dieser Gruppe bei Menschen, die Schlafprobleme haben, dass genau hier die Verbesserung deutlich größer war. Hier reden wir nämlich dann schon von einem Durchschnitt von circa 22 Minuten und Einzelpersonen bis zu 32 Minuten.“

Medwatch ordnet ein: Christian Wolf bezieht sich auf eine Meta-Analyse von 2017,4https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28648359/ in der Proband:innen mit einem speziellen Syndrom, dem verzögerten Schlafphasensyndrom, im Durchschnitt bis zu 22 Minuten schneller eingeschlafen sind. Die Wahrscheinlichkeit, genau so eine Stichprobe noch mal zu ziehen, liegt aber nur bei 0,01 Prozent (p < 0,0001). Die Testpersonen mit normaler Schlaflosigkeit sind nur 5 Minuten schneller eingeschlafen. Wer eine Schlafstörung hat, findet Hilfe bei Ärzt:innen. Die können Therapien anstoßen, deren Nutzen belegt ist.

Wolf: „Wir wissen ja, dass vor allen Dingen Menschen der jüngeren Generation immer häufiger und immer länger ihr Handy am Abend nutzen. Außerdem wissen wir, dass viele Menschen unter chronischem Stress leiden. Und auch das kann die Melatonin-Produktion einschränken. Genau das ist, glaube ich, der Grund, wieso so viele Menschen davon berichten, dass „More Sleep“ beziehungsweise Melatonin-Produkte im Generellen für sie ein absoluter Gamechanger sind, weil es ihnen in der Realität hilft. (…) Das deckt sich mit euren Kundenberichten.“

MedWatch ordnet ein: Kundenbewertungen sind keine wissenschaftlichen Beweise, sondern lediglich Einzelfallberichte.5https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28648359/ Denn wenn man etwas selbst testet, hat man keinen Vergleich, ob ein Placebo genauso gut geholfen hätte. Auch wenn Studien manchmal realitätsfremd sind, weil sie die Realität in wiederholbare Situationen übersetzen, haben ihre Ergebnisse viel mehr Aussagekraft.

Schichtarbeit und KrebsKrebs Statt eine spezifische Krankheit zu benennen, handelt es sich bei Krebs um einen Sammelbegriff für verschiedene Krankheiten. Ihnen allen gemeinsam ist jedoch das unkontrollierte Wachstum von Körperzellen, aufgrund eines Ungleichgewichts zwischen Zellwachstum und Zelltod. Die Folge daraus ist – außer bei Blutkrebsarten – eine Geschwulst ohne organspezifische Funktion. Dringt diese in das umliegende gesunde Gewebe ein, spricht man von bösartigen Tumoren; ausschließlich bösartigen Tumore werden als Krebs bezeichnet. Krebs kann zudem metastasieren, d.h. er breitet sich im Körper aus, indem die Krebszellen über Blut- und Lymphbahnen wandern und infolgedessen in anderen Organen Tochtergeschwülste bilden.

Science Cops: „Er verweist auf eine Veröffentlichung der Internationalen Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation aus dem Jahr 2019, die eben zur Einschätzung gekommen ist: Schichtarbeit sei wahrscheinlich krebserregend.“

Wolf: „Im weiteren Video sage ich dann, dass es Studien gibt, die zu dem Ergebnis kommen, dass Schichtarbeit die Melatonin-Produktion einschränken kann. Und ich sage, dass es weitere Studien gibt, die zu dem Ergebnis kommen, dass eine geminderte Melatonin-Produktion den oxidativen Stress erhöhen könnte. Und oxidativer Stress wiederum ist einer der Faktoren, den wir mit der Entstehung von Krebs in Verbindung bringen. Und zu guter Letzt sage ich auch, dass es Studien gibt, die zu dem Ergebnis kommen, dass, wenn man von außen eben Melatonin zuführt, der oxidative Stress sinken könnte. Und genau deswegen komme ich mit einem Blick auf die wissenschaftlichen Daten zu dem Schluss, dass es einen Zusammenhang geben könnte zwischen Schichtarbeit, Krebs und Melatonin.“

MedWatch ordnet ein: Solche scheinbar kausalen Zusammenhänge herzustellen, ist gefährlich. Genauso könnte man argumentieren: Wer Streichhölzer dabei hat, hat ein höheres Risiko für Lungenkrebs. Natürlich lösen nicht die Streichhölzer Krebs aus, aber Menschen, die rauchen, haben öfter Streichhölzer dabei.

Ebenso vermuten Forschende, dass Schichtarbeiter:innen öfter rauchen oder sich ungesünder ernähren.6https://link.springer.com/article/10.1007/s40664-020-00398-3 Dieser Lebensstil wiederum könnte ein Grund für oxidativen Stress sein. Um falsche Interpretationen zu vermeiden, ist es verboten, Nahrungsergänzungsmittel in Bezug auf Krankheiten zu bewerben7https://www.klartext-nahrungsergaenzung.de/wissen/projekt-klartext-nahrungsergaenzung/informationen/rechtliches/werbung-mit-gesundheit-meist-zu-viel-versprochen-13245.

Wolf: „Eigentlich wünschen sie sich einfach nur, dass ich noch mal klarer sage, dass dieser Zusammenhang nicht final bestätigt ist, sondern eine Hypothese von mir basiert auf den Einzelteilen, die jeweils stimmen. Und das werde ich in Zukunft auch gerne machen.“

MedWatch ordnet ein: Der Zusammenhang sollte erst gar nicht erzeugt werden. Auch wenn überall „könnte“ steht, suggerieren Aussagen wie diese, dass Menschen in Schichtarbeit mit Nahrungsergänzungsmitteln Krebs vorbeugen können. Die Verbraucherzentrale hat deshalb gegen More Nutrition geklagt – es kam zu einem Vergleich. Auf der Homepage verschwanden die Aussagen. Aber bei Instagram erzeugt Christian Wolf weiter den Zusammenhang und verstärkt ihn durch emotionale Beispiele, wie im Reaction-Video:

Wolf: „Ich weiß, dass, wenn meine Eltern in Schichtarbeit wären, ich der Person extrem dankbar wäre, die mir diese Zusammenhänge zeigt. Denn Melatonin ist günstig, sicher und effektiv. Und dann kann ich selbst die Entscheidung treffen, ob ich ein paar Cent investieren möchte, um diesen möglichen Zusammenhang eben herzustellen.“

MedWatch ordnet ein: In einer Flasche „More Sleep“-Spray sind laut Website 110 Tagesdosen. Wobei More Nutrition in der Instagram-Werbung die doppelte Dosis empfiehlt. Wer der Empfehlung folgt, zahlt für 55 Tagesdosen 29,90 Euro. Das macht pro Tag 55 Cent. Aufs Jahr gerechnet sind das fast 200 Euro.

Kapseln gegen ArthroseArthrose Degenerative Gelenkerkrankung, bei welcher der Knorpel an den Gelenken verschleißt. Verursacht wird der Gelenkverschleiß durch Alter, Über- oder auch Fehlbelastungen oder Verletzungen. Manches Mal sind auch Stoffwechselerkrankungen ursächlich. Bewegung und Schmerztherapie können in vielen Fällen helfen eine OP zu vermeiden; eine Heilung gibt es jedoch nicht. Oft sind Knie, Hüfte, Schultern, Hände und Finger sowie die Füße betroffen.

Wolf: „Sie finden es nicht gut, dass ich sage, dass man bei Arthrose definitiv Essentials, Arthro Support und Curcumore probieren sollte. Und ich kann das an sich auch verstehen, denn man kann niemanden am Ende eine Wirkung versprechen, auch noch nicht mal bei Arzneimitteln. Der Grund, wieso ich das empfehle ist, dass Omega 3 und Curcumin ja auch generell gesundheitliche Vorteile haben und eben nicht die Nebenwirkungen, wie oftmals die Medikamente.“

MedWatch ordnet ein: Arzneimittel versprechen eine Wirkung und dürfen dies auch. Denn um zugelassen zu werden, müssen sie in klinischen Studien an Menschen getestet werden. In diesen Studien erfassen Forscher:innen auch mögliche Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. All dies geschieht bei Nahrungsergänzungsmitteln nicht. Mögliche Nebenwirkungen werden nicht systematisch erfasst. Gefährlich kann es sein, wenn Menschen auf Nahrungsergänzungsmittel zurückgreifen, statt eine erwiesenermaßen wirkende TherapieTherapie Therapie bezeichnet eine Heil- oder Krankenbehandlung im weitesten Sinn. Es kann hierbei die Beseitigung einer Krankheitsursache oder die Beseitigung von Symptomen im Mittelpunkt stehen. Ziel einer jeden Therapie ist die Widerherstellung der physischen und psychischen Funktionen eines Patienten durch einen Therapeuten. Soweit dies unter den jeweiligen Bedingungen möglich ist. durchzuführen.

Wolf: „Als Finalpunkte haben sie bemerkt, dass es bei examine.com Unstimmigkeiten gibt.“ (Anmerkung der Redaktion: examine.com ist eine kanadische Webseite, die über sich selbst schreibt, die größte Online-Datenbank für Wissen über Nahrungsergänzungsmittel zu sein. Christian Wolf hatte damit geworben, dass examine.com, die „wissenschaftliche Power im Arthro Support“ bestätigt.)

MedWatch ordnet ein: Die Betreiber:innen von examine.com beschreiben die Ergänzungsstoffe Chondroitin und Glucosamin als „primary options“ bei Arthrose, schränken aber direkt ein: „Eine jüngste Welle von Metaanalysen ergab, dass die meisten Studien, die einen Nutzen von Chondroitin zeigten, schlecht konzipiert waren oder statistischen Fehler unterlagen. Größere Studien zeigen in der Regel weder für Chondroitin noch für Glucosamin als Einzel- oder Kombinationspräparat einen Nutzen.“ Auf Anfrage von Quarks antwortete examine.com, dass verschiedene Personen die Texte geschrieben hätten und man sie gerade überarbeiten würde. Sie würden Glucosamin und Chondroitin jetzt als „secondary option“ listen. Das bedeutet: „Could work, but could also be a waste of money. Think twice, before you add them to your combo.” Auch More Nutrition möchte laut Christian Wolf die Kommunikation anpassen. Das Team soll jetzt sagen, „dass es nur noch möglicherweise hilfreich sein kann.“

Keine Kontrolle

Science Cops: „Die Sicherheit der Supplements wird nicht kontrolliert. Die Hersteller sind dafür selbst verantwortlich.“

Wolf: „Genau deswegen machen wir, was wir können, und haben auf der eigenen Website tausende Laboranalysen von externen, unabhängigen Laboren und unsere Produktion wird auch mehrfach unabhängig geprüft. (…) Dadurch, wie groß mittlerweile More ist, sind wir natürlich auch auf dem obersten Schirm der Behörden und werden ziemlich häufig unabhängig auch von Behörden überprüft.“

MedWatch ordnet ein: Die Labore überprüfen vor allem, wie viel der versprochenen Inhaltsstoffe in den Supplements ist. Ob die Kombination wirkt, wird nicht geprüft.


Transparenz-Hinweis: MedWatch hat für den Artikel „Wie wissenschaftlich ist More Nutrition?“ gemeinsam mit WDR Quarks recherchiert. Die WDR-Redaktion hat die Ergebnisse in einem Podcast8https://www.quarks.de/podcast/science-cops-folge-44/ verarbeitet, MedWatch in einem Artikel.9https://medwatch.de/ernaehrung/more-nutrition-wie-wissenschaftlich/ Beide Produkte sind unabhängig voneinander entstanden, aber wurden am selben Tag veröffentlicht.


Redaktion: Sigrid März, Nicola Kuhrt, Nicole Hagen

  • 1
    https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/gesunde-ernaehrung/nationale-verzehrsstudie-zusammenfassung.html
  • 2
    https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2021/04/28/vitamin-d-sub-3-sub-wann-uebernimmt-die-krankenkasse-die-kosten/chapter:1
  • 3
    https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30959527/
  • 4
    https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28648359/
  • 5
    https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28648359/
  • 6
    https://link.springer.com/article/10.1007/s40664-020-00398-3
  • 7
    https://www.klartext-nahrungsergaenzung.de/wissen/projekt-klartext-nahrungsergaenzung/informationen/rechtliches/werbung-mit-gesundheit-meist-zu-viel-versprochen-13245
  • 8
    https://www.quarks.de/podcast/science-cops-folge-44/
  • 9
    https://medwatch.de/ernaehrung/more-nutrition-wie-wissenschaftlich/