Vor rund 100 Jahren versprach Arnold Ehret: Wir können alle Krankheiten mit Ernährung, Fasten und Sonnenbädern heilen, ganz ohne MedikamenteMedikamente Medikamente / Arzneimittel sind Stoffe oder Zubereitungen aus Stoffen, die angewandt werden, um Krankheiten, Leiden, Körperschäden oder Beschwerden zu heilen, zu lindern oder zu verhüten. Es kann sich hierbei ebenfalls um Mittel handeln, die dafür sorgen, dass Krankheiten oder Beschwerden gar nicht erst auftreten. Die Definition beinhaltet ebenso Substanzen, die der Diagnose einer Krankheit nutzen oder seelische Zustände beeinflussen. Die Mittel können dabei im Körper oder auch am Körper wirken. Das gilt sowohl für die Anwendung beim Menschen als auch beim Tier. Die gesetzliche Definition von Arzneimitteln ist im § 2 Arzneimittelgesetz (AMG) enthalten.. Heute wird seine „schleimfreie Heilkost“ auf YouTube verbreitet. Mit all ihren Risiken.
„Meine Schwachstelle ist meine Schilddrüse“, sagt Silke Leopold. Diese sei vergrößert und habe bereits Zysten und Knoten gebildet, bereite ihr aber noch keine Beschwerden. Sie möchte sie nun mit einer bestimmten Methode behandeln: Der schleimfreien Heilkost nach Professor Arnold Ehret. Das erklärt sie in einem Video aus dem Jahr 2018.
Seit 2013 betreibt die Leipzigerin einen YouTube-Kanal mit rund 65.000 Abonnent:innen. In ihren Videos spricht Leopold über Entgiftung, Minimalismus und Sprossenzucht. Doch eines ihrer derzeitigen Lieblingsthemen ist die schleimfreie Heilkost. So heißt auch das bekannteste Buch Ehrets, welches kurz nach seinem Tod am 9. Oktober 1922 in den USA erschien. Heutzutage ist „Die schleimfreie Heilkost“ als PDF kostenlos im InternetInternet Das Internet ist ein weltweites heterogenes, dezentral organisiertes Rechnernetz, welches auf dem Netzwerkprotokoll TCP/IP basiert. Mit Hilfe des Internets können E-Mails geschrieben und Suchanfragen gestartet werden. Es kann Menschen über soziale Netzwerke, Audio- und Video-Telefonie miteinander verbinden. Daten können in das Netz hinein und aus ihm heraus geladen werden. Kartenlesen, Fernsehen und viele weitere Anwendungen sind über das Internet möglich. verfügbar, unter anderem auf der Webseite von Silke Leopold.
Arnold Ehret wurde 1866 in der Nähe von Freiburg geboren. Er hat nie eine medizinische Ausbildung absolviert. Sein Professorentitel stammt möglicherweise aus seiner Zeit als Zeichenlehrer an Hoch- und Oberschulen. Als 31-Jähriger – so schreibt er in der Einleitung seines Buches – erkrankte er an einer chronischen Nierenentzündung. Laut Ehret erklärten 24 Ärzte sie als unheilbar. Er behandelte die Erkrankung daraufhin selbst mit einer von ihm erfundenen Ernährung. Diese entwickelte er im Laufe der nächsten Jahrzehnte zu seiner Gesundheitslehre.
Eine vermeintlich einfache Erklärung für jede KrankheitKrankheit Als Krankheit kann bezeichnet werden, was von ausgeglichenen physischen oder psychischen Funktionen abweicht und ein Ausmaß erreicht, der den eigenen Leistungsgrad und/oder das Wohlbefinden, sei es subjektiv oder objektiv, negativ beeinflusst. Sozialversicherungsrechtlich bezeichnet der Begriff Krankheit eine Störung die medizinische Therapie und/oder Krankenpflege bedarf sowie eine Arbeitsunfähigkeit zur Folge hat. Wie auch bei dem Begriff Gesundheit gibt es für die Krankheit keine allgemeingültige Definition. Der Begriff ist eher ein Konstrukt, welches sich individuell und aus der Gesellschaft heraus definiert und einem ständigen Wandel unterliegt.: Schleim
Jede Krankheit sei eine Verstopfung des Körpers durch Schleim, schreibt Ehret in „Die schleimfreie Heilkost“. Dieser Schleim entstehe durch die „falsche Ernährung der heutigen Zivilisation“. Sammelt sich der Schleim an bestimmten Stellen, führe das zu Symptomen: Stottern sei nur eine Ansammlung von Schleim im Hals; Blindheit eine Verstopfung in den Augen.
Die schleimfreie Heilkost ist für Ehret der einzige Weg, um den Körper von diesem Schleim zu reinigen. Diese Theorie sei absolut unwissenschaftlich, sagt Uta Köpcke, Präsidentin des Verbands der Diätassistenten. „Der Körper hat zwei effektive Organe für die Ausscheidung von Stoffwechselendprodukten und Giftstoffen. Das sind die Niere und die LeberLeber Die Leber ist ein Stoffwechselorgan im menschlichen Körper. Als Hauptentgiftungsstelle verantwortet sie die Verwertung von Nahrungsbestandteilen, den Abbau und die Ausscheidung von Stoffen. Sie baut, zusammen mit anderen Organen, alte oder beschädigte Blutkörperchen ab. Auch die Produktion lebenswichtiger Proteine gehört zu ihren Aufgaben. Sie speichert Vitamine und Spurenelemente und stellt mit Hilfe von Vitamin K Eiweiße her, die für die Blutgerinnung wichtig sind. Die Leber steuert zusätzlich den Blutzuckerspiegel und stellt Ausgangsprodukte für die Hormonproduktion her. Sie nimmt eine wichtige Rolle im Fettstoffwechsel ein. Eine Besonderheit der Leber ist, dass sie sich nach Verletzungen zu einem Großteil regenerieren kann, was für andere Organe nicht der Fall ist.. Die funktionieren super. Schleime und Schlacken, wie sie manchmal auch genannt werden, gibt es in dem Sinne nicht.“ Auch die Verbraucherzentrale stellt fest, dass es keinen Hinweis für die Existenz von schädlichen Ablagerungen im Körper gibt.
Kein Eiweiß, kein Fett
In ihren YouTube-Videos berichtet Silke Leopold, was „Heilköstler:innen“ zu sich nehmen sollten. Beziehungsweise, was sie nicht zu sich nehmen sollten: Kein Fleisch, keine Eier und Milchprodukte, denn die produzieren laut Ehret Schleim. Generell rät Ehret von proteinreichen Nahrungsmitteln ab, „weil sie sich im menschlichen Körper sofort in Gift zersetzen“. Für diese Behauptung gibt es keinen wissenschaftlichen Anhaltspunkt.
Ganz im Gegenteil: Ernährungsexpert:innen wissen, dass unser Körper Eiweiß unbedingt braucht. Etwa für den Muskelaufbau und -erhalt, wie Uta Köpcke erklärt. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGEDGE Die DGE ist die Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Der Verein beschäftigt sich mit allen Fragen, die auf dem Gebiet der Ernährung auftreten und erörtert, ob es zu einem Thema Forschungsbedarf gibt. Die DGE kommuniziert ihre Erkenntnisse der Öffentlichkeit durch Publikationen und Veranstalutngen. Ihre Empfehlungen für z.B. eine vollwertige Kost gibt sie anhand von wissenschaftlichen Bewertungen ab.) empfiehlt pro Kilogramm Körpergewicht 0,8 Gramm Protein pro Tag. Verzichtet man, wie Ehret empfiehlt, auf Protein, kann das schwerwiegende Folgen haben, unter anderem Blutarmut, Skelettmuskelschwund und eine beeinträchtigte Immunantwort.
Fette kommen in der schleimfreien Heilkost ebenfalls kaum vor. „Fette jeglicher Art […] sind unnatürlich und sollten nicht gegessen werden“, schreibt Ehret. Eine Ausnahme bilden Nüsse: Sie sind laut Ehret „schleimfrei“, aber „zu reich an Eiweiß und Fett und sollten nur im Winter gegessen werden und dann auch nur sparsam“. Mit diesem eingeschränkten Konsum von Nüssen als einzige Fettquelle liegen „Heilköstler:innen“ deutlich unter der Empfehlung, dass mindestens 20 Prozent der täglichen Kalorien aus Fett bestehen sollten.
Dabei sind Fette für unseren Körper essenziell. „Fettlösliche Vitamine, selbst wenn sie im Obst oder Gemüse enthalten sind, brauchen einen gewissen Fettanteil, dieser fehlt aber in Ehrets Empfehlungen“, sagt Uta Köpcke. „Fette sind essenziell, um beispielsweise Zellwände zu bilden, und liefern lebensnotwendige Fettsäuren.“
Ein zweifelhaftes Versprechen: Den Körper reinigen mit Obst und Gemüse
Auch Getreide bildet laut Ehret Schleim. Wer darauf verzichte und gleichzeitig – entsprechend Ehrets Empfehlungen – keine tierischen Produkte, Hülsenfrüchte und nur im Winter wenig Nüsse esse, nehme unter anderem zu wenig Vitamine der B-Gruppe auf, erklärt Uta Köpcke. „Die sind zum Beispiel für unseren Stoffwechsel und die Blutbildung notwendig und auch für die Nerven.“
Ein weiteres Manko: Mit dieser Kostform nehmen Menschen zu wenig diverser Mineralstoffe zu sich. Es sei zum Beispiel durch den Verzicht auf tierische Produkte zu wenig Calcium in der Ernährung vorhanden, sagt Köpcke. Das könne zu Knochenabbau führen. Zudem fehle Jod, welches besonders für unsere Schilddrüse wichtig sei.
Dauerhaft ist das eine hochgradige MangelernährungMangelernährung Eine Mangelernährung – Malnutrition – bezeichnet die unzureichende Versorgung des Organismus mit Nährstoffen. Ursache einer Mangelernährung kann der Appetitverlust, bedingt durch chronische Krankheiten, sein. Auch Schluckstörungen, Verdauungsprobleme sowie bestimmte Medikamente können eine unausgeglichene Ernährung nach sich ziehen. Eine solche Mangelernährung kann in jedem Alter auftreten, besonders häufig ist sie jedoch in der älteren Bevölkerung zu finden. Zu den Symptomen zählen unter anderem Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme, Sehstörungen, Verlust der Muskelkraft, Wundheilungsstörungen bis hin zu Herzrhythmusstörungen. Die Ausprägung der Symptome hängt vom Schweregrad der Mangelernährung ab. Durch die chronische Essstörung Anorexia nervosa kann sich auf Grund einer unzureichenden Versorgung mit Nährstoffen die sogenannte Lanugobehaarung bilden. Das ist eine Flaumbehaarung die ausschließlich bei Kindern im Mutterleib vorkommt und sich nach der Geburt zurückentwickelt..
Köpcke
Zu den optimalen „schleimfreien“ Nahrungsmitteln zählen für Ehret nur Obst, Salate und Gemüse. Einiges dürfe gebacken oder gedämpft werden. Am besten sei jedoch Rohkost, weil sie mit ihren Fasern wie ein „Schleimbesen“ den Körper von seiner Verschlackung befreie. Die beste Mahlzeit ist laut Ehret „eine Sorte frisches Obst, das gerade Saison hat“.
Ehret empfiehlt einen „langsamen Übergang“ zur schleimfreien Heilkost. In dieser Phase sind auch Vollkornbrot, Kartoffeln, Nüsse/Nussbutter und Olivenöl erlaubt. Doch Ziel ist es, nach mehreren Wochen oder Monaten, fast ausschließlich Obst und Gemüse zu essen. Dauerhaft sei das, so Köpcke, eine „hochgradige Mangelernährung“.
Fasten ohne medizinischen Nutzen
Neben der begrenzten Lebensmittelauswahl gehört zur schleimfreien Heilkost regelmäßiges Fasten, sprich: der komplette Verzicht auf feste Nahrung für 24 Stunden oder mehrere Tage. Dies empfiehlt Ehret auch bei schweren Erkrankungen. Bekannt ist: Fasten kann bei verschiedenen Krankheiten positive Auswirkungen haben, zum Beispiel bei rheumatoider Arthritis. Andere Studien weisen darauf hin, dass es sinnvoll sein kann, vor und nach einer ChemotherapieChemotherapie Die Chemotherapie ist, neben OP und Strahlentherapie, eine der zentralen Behandlungsmöglichkeiten bei Krebs. Sie umfasst die zyklische Behandlung mit chemischen Substanzen – Zytostatika – in Form von Infusionen, Spritzen oder Tabletten. Die zumeist systemisch wirkenden Medikamente richten sich auch gegen gesunde Zellen, vor allem sich schnell teilende Zellen wie Haarzellen, blutbildende Zellen des Knochenmarks, Zellen der Schleimhäute im Mund-Rachenbereich sowie des Verdauungstrakts, was die typischen Nebenwirkungen wie Haarausfall, Blutarmut, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Infektionen im Mund erklärt. Die meisten Nebenwirkungen klingen nach Behandlungsende wieder ab. Man unterscheidet zwischen einer kurativen, adjuvanten, neoadjuvanten und palliativen Chemotherapie. Der Name der Behandlungsmethode geht auf ihren Begründer, Paul Ehrlich zurück. zu fasten.1https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5921787/, 2https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26438237/ Doch Professor Martin Smollich, Leiter der Arbeitsgruppe Pharmakonutrition am Uniklinikum Schleswig-Holstein, erklärt auf seinem Blog: „Zum jetzigen Zeitpunkt ist die wissenschaftliche Datenlage nicht ausreichend, um Krebspatienten das Fasten zu empfehlen.“
Eine gemeinsame Stellungnahme der Deutschen Krebsgesellschaft, der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin und des Verbands der Diätassistenten aus dem Jahr 2022 rät davon ab, während einer Chemotherapie zu fasten. Uta Köpcke erklärt: „Fasten bei chronischen Erkrankungen sollte unbedingt nur nach Absprache mit dem behandelnden Arzt und mit fachkundiger ernährungstherapeutischer Begleitung erfolgen.“
Länger Sonnenbaden durch Rohkost?
Schleimfreie Ernährung und Fasten sind aber noch nicht genug. Ehret empfiehlt zudem Sonnenbaden, und zwar „wann immer Sie die Möglichkeit haben“. Es solle dabei helfen, „Schmutz“ auszuscheiden. Je reiner der Körper durch den „Reinigungsprozess“ der schleimfreien Heilkost sei, desto länger könne man in der Sonne bleiben.
Auch Silke Leopold erklärt in einem Video zusammen mit einem anderen „Heilkost-YouTuber“ namens Henry Lop, dass wasserreiche Nahrung, also Rohkost, vor Sonnenbrand schütze. Die Verbrennung auf Henry Lops Nase komme nur davon, dass er zu viel Fett gegessen habe.
Eine generelle Empfehlung für das Sonnenbaden empfinde ich als riskant.
Köpcke
Es gibt keine Studien, die auf einen Zusammenhang zwischen Fett beziehungsweise Wasser in der Nahrung und der Lichtempfindlichkeit der HautHaut Sie ist nur wenige Millimeter dick, mit einer Fläche von bis zu zwei Quadratmetern ist die Haut (Cutis / Derma) jedoch das größte und zugleich schwerste Organ des menschlichen Körpers. Sie dient als Schutzbarriere vor äußeren Einflüssen wie Fremdkörpern, Krankheitserregern, Sonnenstrahlen, Nässe etc. Auch spielt sie eine Rolle beim Stoffwechsel und dient sie als Sinnesorgan. Die Regulierung der Körpertemperatur über die Haut verhindert die Austrocknung und schützt vor extremen Temperaturen. Für ihre vielfältigen Aufgaben besteht sie aus verschiedenen Schichten: der Oberhaut (Epidermis), der Lederhaut (Dermis) sowie der Unterhaut (Subkutis). hinweisen. Die Carotinoide Beta-Carotin und Lycopin können zum Schutz der Haut vor der Sonne beitragen. Sie sind etwa in Karotten, roter Paprika und Tomaten enthalten. Allerdings sprechen Studien nur von einer „moderaten Schutzwirkung“ und empfehlen, zusätzlich ein Sonnenschutzmittel zu verwenden.
Sich der Sonne auszusetzen ist sinnvoll, um Vitamin D zu bilden. Unser Körper braucht Vitamin D unter anderem, um Calcium aus dem Darm aufzunehmen. Ein Mangel an Vitamin D kann deshalb zu einer Knochenerweichung führen. „Aber es reichen im Sommer wenige Minuten Sonne am Tag“, sagt Uta Köpcke. Die Zeitdauer variiere je nach Hautempfindlichkeit. Köpcke warnt: „Eine generelle Empfehlung für das Sonnenbaden empfinde ich als riskant, denn Sonneneinstrahlung hat natürlich auch Risiken und führt zu Problemen wie Hautkrebs.“
Gefährliches Konzept – besonders für Kranke
In Ehrets Botschaften steckt sicher auch ein Funken Wahrheit. Er sagt zum Beispiel, dass sich die Ernährungsweise vieler Menschen – von ihm als „Zivilisationsernährung“ bezeichnet – schlecht auf ihre GesundheitGesundheit Gesundheit als bloßen Gegenpart zur Krankheit zu definieren, reicht nicht aus. Sie bezeichnet eher einen Idealzustand des völligen Wohlbefindens, ohne körperliche, geistige oder soziale Einschränkungen. Das Wort »Gesundheit« ist ein Konstrukt, welches sich individuell und aus der Gesellschaft heraus definiert und einem ständigen Wandel unterliegt. Prinzipiell liegt bis heute keine allgemein gültige Definition für diesen Zustand vor. auswirke. Laut DGE verbrauchen die Deutschen mit 60 Kilogramm pro Kopf und Jahr zu viel Fleisch. Eine Ernährung mit viel rotem Fleisch wiederum geht etwa mit erhöhtem Risiko für eine koronare Herzerkrankung und Diabetes Typ 2 einher; viel Obst und Gemüse hingegen verringert zum Beispiel das Risiko für einen Schlaganfall oder eine koronare Herzerkrankung.3https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17443205/; 4https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32090257/; 5https://academic.oup.com/ajcn/article/94/4/1088/4598110; 6https://www.mdpi.com/2072-6643/13/10/3303
Doch Ehret behauptet, dass alle Krankheiten mit seiner schleimfreien Heilkost geheilt werden können. Dazu zählt er explizit auch Infektionskrankheiten wie etwa Syphilis, die nachweislich durch Bakterien verursacht wird. Ohne adäquate medikamentöse Behandlung drohen schwere Komplikationen. Ehrets Empfehlungen sind deshalb durchaus gefährlich.
Ehret lehnt wissenschaftsbasierte MedizinMedizin Der Oberbegriff Medizin, der im weitesten Sinne die Heilkunst meint, kann in viele einzelne Sparten unterteilt werden (Gynäkologie, Infektiologie, Traumatologie…). Zumeist, wenn nicht genauer benannt, ist die Humanmedizin gemeint, welche sich der Erkennung, Vorbeugung und Behandlung von Krankheiten des Menschen annimmt. Auch der medizinische Forschungs- und Entwicklungsbereich zählt hier dazu. Die Veterinärmedizin ist das Äquivalent für tierische Patienten. Es werden verschiedene Abgrenzbegriffe benutzt, die jedoch nicht immer klar definiert sind. Z.B.: Schulmedizin, Komplementärmedizin, Pseudomedizin und Alternativmedizin. Der Begriff Medizin wird teils auch als Synonym für ein Arzneimittel genutzt. ab, das wird beim Lesen seines Buches deutlich. Bereits in der Einleitung bezeichnet er Kliniken als „Schlachthaus der Menschheit“. Klug sei, wer „die Medikamente wegwirft und versucht, sich selbst zu heilen“. Was passiert, wenn Kranke auf Medikamente verzichten und auf „alternative“ Methoden setzen, zeigen vermeidbare Todesfälle im Kontext anderer alternativmedizinischer Konzepte.7https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/urteil-gegen-heilpraktikerin-fehler-in-aufklaerung-fuehrte-zu-tod-17262989.html; 8https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-heilpraktikerin-krebs-schlangengift-urteil-1.5246423; 9https://medwatch.de/alternativmedizin/germanische-neue-medizin-gefaehrlich-warum-menschen-auf-selbsternannte-gesundheitsberater-hoeren/
Eignet sich schleimfreie Heilkost denn, um etwa evidenzbasierte medizinische Methoden zu begleiten? Nein. Für schwer chronisch Erkrankte kann das sogar problematisch sein. „Gerade Menschen, die in onkologischer Behandlung sind, klammern sich an solche Heilsversprechen”, sagt Uta Köpcke. Das sei nachvollziehbar. „Es ist jedoch wissenschaftlich gut belegt, dass ein guter Ernährungszustand bei onkologischen PatientenPatienten Patienten und Patientinnen sind Person, welche in ärztlicher Behandlung oder Betreuung stehen. Der Begriff bezieht sich nicht zwangsläufig auf kranke Menschen. Denn neben diesen, zählen z.B. auch Blutspender, Neugeborene, Schwangere, zu impfende Personen und diejenigen, welche sich einer Vorsorge-Untersuchung unterziehen zu dieser Gruppe. Ein Patient geht mit seinem Behandler eine Rechtsbeziehung ein, nachdem dem Patienten eine ordnungsgemäße Behandlung nach aktuellem wissenschaftlichem Standard zusteht. Patient*innen in Deutschland haben zudem sog. Patientenrechte, mit entsprechenden Gesetzen und Regelwerken. Im deutschen Gesundheitssystem wird zwischen Kassen- und Privatpatienten unterschieden. Für erstere kommt die Gesetzliche Krankenkasse für die Behandlungskosten auf; letztere werden von Privaten Krankenkassen finanziert. ein wichtiger Einflussfaktor auf die Therapieverträglichkeit, Lebensqualität und Überlebenszeit ist. Eine solche Kostform, die zwangsläufig zu Mangelernährung führt, ist somit komplett kontraproduktiv.“
Keine Stellungnahme von Silke Leopold
Doch zurück zu Silke Leopold: Auf Anfrage von MedWatchMedWatch MedWatch ist eine gemeinnützige UG und klärt seit 2017 auf medwatch.de über gefährliche und unseriöse Heilversprechen auf. Seit 2021 wird das Online-Magazin von Nicola Kuhrt geleitet. Vor allem Gesundheitsangebote im Internet – Methoden, Arzneimittel und Produkte – sowie gesundheitspolitische Versprechen werden genau beobachtet. Denn nicht jede Gesundheitswerbung und nicht jede Koalition hält, was sie verspricht. Vor allem falsche Berichterstattungen und irreführende Marketing-Strategien können lebensbedrohliche Folgen haben. Aus diesem Grund möchte MedWatch seine Leser ausführlich, inhaltlich präzise sowie evidenzbasiert aufklären und auch auf Missstände im Gesundheitssystem hinweisen. Dafür recherchiert und arbeitet ein heterogenes Team aus Wissenschaft und Medizin sowie ein unabhängiger Beitrat., warum sie die schleimfreie Heilkost im Internet verbreitet, obwohl diese zu einem Mangel an Mikro- und Makronährstoffen führen kann, antwortete Leopold nicht. Ebenso blieb sie eine Antwort auf die Frage schuldig, wie sie die Theorie einer „Schleimverstopfung“ des Körpers belegen könne. Besonders interessant wäre es gewesen zu erfahren, ob sie ihre Schilddrüse mit der schleimfreien Heilkost verkleinern oder sogar heilen konnte. Diese Frage scheint Silke Leopold auch in ihren Videos nicht mehr aufzugreifen. Und auch MedWatch gegenüber äußerte sie sich nicht dazu.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes zeigten die Zitate von Uta Köpcke eine falsche Schreibweise des Namens. Wir haben den Fehler korrigiert.
Redaktion: Angela Bechthold, Sigrid März, Nicole Hagen
- 1https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5921787/
- 2https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26438237/
- 3https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17443205/
- 4https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32090257/
- 5https://academic.oup.com/ajcn/article/94/4/1088/4598110
- 6https://www.mdpi.com/2072-6643/13/10/3303
- 7https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/urteil-gegen-heilpraktikerin-fehler-in-aufklaerung-fuehrte-zu-tod-17262989.html
- 8https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-heilpraktikerin-krebs-schlangengift-urteil-1.5246423
- 9https://medwatch.de/alternativmedizin/germanische-neue-medizin-gefaehrlich-warum-menschen-auf-selbsternannte-gesundheitsberater-hoeren/