<

Mehr Ärger für den Chloroquin-„Papst“ Didier Raoult droht Klage

Mit Stift gezeichnete chemische Formel für Chloroquin
Kein Wundermittel gegen Corona: Das Malariamittel Chloroquin © Nicole Hagen / MedWatch

Dem französischen Arzt und Mikrobiologen Didier Raoult droht weiterer Ärger. Grund ist eine Studie mit mehr als 30.000 COVID-19Covid-19 COVID-19 ist ein Akronym für die englische Bezeichnung Coronavirus Disease 2019, was so viel wie Corona-Virus-Krankheit 2019 heißt. Sie wird von dem neuen Beta-Coronavirus SARS-CoV-2 und seinen Varianten ausgelöst. Eine Erkrankung mit COVID-19 äußert sich zumeist – ca. vier bis sechs Tage nach Infektion – relativ unspezifisch durch Husten, Schnupfen, Halsschmerzen und Fieber sowie Störungen des Geruchs- und/oder Geschmackssinns. Atemnot, Kopf- und Gliederschmerzen, allgemeine Schwäche oder auch Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Appetitlosigkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall können hinzukommen. Die Symptome können je nach Virusvariante variieren. Auch schwere Verläufe mit Aufenthalten auf der Intensivstation bis hin zum Tod sind möglich.-Patient:innen. Sie wurden mit dem gegen das Corona-VirusCorona-Virus Mit dem Corona-Virus bezeichnet die Allgemeinbevölkerung zumeist SARS-CoV-2 (Severe acute respiratory syndrome coronavirus type 2). Es ist ein neues Beta-Coronavirus, welches zu Beginn des Jahres 2020 als Auslöser der Krankheit COVID-19 identifiziert wurde. Coronaviren waren schon vor 2020 altbekannt. In Menschen verursachen sie vorwiegend milde Erkältungskrankheiten (teils auch schwere Lungenentzündungen) und auch andere Wirte werden von ihnen befallen. SARS-CoV-2 hingegen verursacht wesentlich schwerere Krankheitsverläufe, mit Aufenthalten auf der Intensivstation bis hin zum Tod. Der Virusstamm entwickelte und entwickelt seit seiner Entdeckung verschiedene Virusvarianten, die in ihren Aminosäuren Austausche aufweisen, was zu unterschiedlichen Eigenschaften bezüglich ihrer Infektiosität und der Schwere eines Krankheitsverlaufes führt. Seit Dezember 2020 steht in Deutschland ein Impfstoff gegen SARS-CoV-2 zur Verfügung. SARS-CoV-2SARS-CoV-2 SARS-CoV-2 – severe acute respiratory syndrome coronavirus type 2 – ist ein neues Beta-Coronavirus, welches zu Beginn des Jahres 2020 als Auslöser der Krankheit COVID-19 identifiziert wurde. Coronaviren waren schon vor 2020 altbekannt. In Menschen verursachen sie vorwiegend milde Erkältungskrankheiten (teils auch schwere Lungenentzündungen) und auch andere Wirte werden von ihnen befallen. SARS-CoV-2 hingegen verursacht wesentlich schwerere Krankheitsverläufe, mit Aufenthalten auf der Intensivstation bis hin zum Tod. Der Virusstamm entwickelte und entwickelt seit seiner Entdeckung verschiedene Virusvarianten, die in ihren Aminosäuren Austausche aufweisen, was zu unterschiedlichen Eigenschaften bezüglich ihrer Infektiosität und der Schwere eines Krankheitsverlaufes führt. Seit Dezember 2020 steht in Deutschland ein Impfstoff gegen SARS-CoV-2 zur Verfügung. wirkungslosen Wirkstoff Hydroxychloroquin behandelt – offenbar ohne Genehmigung der Behörden. Die französische Arneizmittelbehörde bereitet eine Klage vor.

Bereits im Oktober 2022 berichtete MedWatch über den selbsternannten Chloroquin-„Papst“ Didier Raoult. Der Franzose ist für seine Arbeiten rund um die Mikrobiologie in der wissenschaftlichen Gemeinschaft durchaus respektiert. Mit Beginn der CoronaCorona Mit Corona bezeichnet die Allgemeinbevölkerung zumeist SARS-CoV-2 (Severe acute respiratory syndrome coronavirus type 2). Es ist ein neues Beta-Coronavirus, welches zu Beginn des Jahres 2020 als Auslöser der Krankheit COVID-19 identifiziert wurde. Coronaviren waren schon vor 2020 altbekannt. In Menschen verursachen sie vorwiegend milde Erkältungskrankheiten (teils auch schwere Lungenentzündungen) und auch andere Wirte werden von ihnen befallen. SARS-CoV-2 hingegen verursacht wesentlich schwerere Krankheitsverläufe, mit Aufenthalten auf der Intensivstation bis hin zum Tod. Der Virusstamm entwickelte und entwickelt seit seiner Entdeckung verschiedene Virusvarianten, die in ihren Aminosäuren Austausche aufweisen, was zu unterschiedlichen Eigenschaften bezüglich ihrer Infektiosität und der Schwere eines Krankheitsverlaufes führt. Seit Dezember 2020 steht in Deutschland ein Impfstoff gegen SARS-CoV-2 zur Verfügung.-PandemiePandemie Pandemie bezeichnet eine globale Epidemie, eine zeitlich begrenzte und zugleich weltweit stattfindende Infektionskrankheit. Fehlende Grundimmunitäten gegen, z.B. neu mutierte, Bakterien- oder Virenstämme erhöhen Infektions- und Todesraten. Während einer Pandemie mit schweren Krankheitsverläufen sind Überlastungen von Gesundheitsversorgungsstrukturen und des öffentlichen Lebens schnell erreicht. Bekannte Beispiele für durch Viren hervorgerufene Pandemien sind HIV (seit den 80er Jahren), das Influenza-A-Virus (H1N1) von 2009 sowie Corona (seit 2019). Der weltweite Handel, eine globale Mobilität sowie immer weniger Rückzugsorte für andere Lebewesen begünstigen nicht nur die Entstehung von Infektionskrankheiten, sondern auch deren Ausbreitung. Die WHO kontrolliert in einem ständigen Prozess das Auftreten und die Verbreitung von Infektionskrankheiten, die potentiell epidemisch oder pandemisch werden könnten. fiel Raoult jedoch eher durch evidenzfernes Verhalten auf, etwa indem er SARS-CoV-2 verharmloste und zweifelhafte Studien durchführte. 

Er hatte Anfang 2020 COVID-19-Patient:innen mit Hydroxychloroquin behandelt. Raoult behauptete, dass das Malariamittel die Viruslast infizierter Menschen signifikant senken würde. Zahlreiche andere Wissenschaftler:innen kritisierten dieses Vorgehen wegen methodischer Mängel sowie ethischer Bedenken. Mittlerweile belegen zahlreiche Studien, dass Chloroquin und Hydroxychloroquin nicht gegen eine Infektion mit SARS-CoV-2 helfen.

Der Hydroxychloroquin-Studie sowie Ungereimtheiten an Raoults damaliger Arbeitsstätte – dem von ihm mitgegründeten Institut hospitalo-universitaire en maladies infectieuses de Marseille (IHU Méditerranée Infection) – folgten mehrere offizielle Untersuchungen, etwa des Disziplinarausschusses der französischen Ärztekammer, der französischen Agentur für Sicherheit von Arzneimitteln und Gesundheitsprodukten (ANSM) sowie den französischen Aufsichtsbehörden für soziale Angelegenheiten (IGAS) und für Bildung, Sport und Forschung (IGÉSR).

Die Vorwürfe: Verstoß gegen den ärztlichen Ehrenkodex, Fälschung wissenschaftlicher Daten und offizieller Dokumente sowie Durchführung klinischer Studien ohne Genehmigungen. Im Sommer 2021 trat Didier Raoult von seinem Posten als Universitätsprofessor und Krankenhausarzt zurück, im August 2022 räumte er zudem seinen Platz an der Spitze des IHU in Marseille. Seit Ende 2022 ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Raoult.

Auf der Suche nach wissenschaftlichen Fehlern

Raoults wissenschaftliche Werke werden seitdem genau unter die Lupe genommen. Die US-amerikanische Plattform PubPeer, auf der Fachleute veröffentlichte wissenschaftliche Arbeiten kommentieren und auf Fehler und Ungereimtheiten hinweisen können, listet unter dem Suchbegriff „Raoult“ 449 Einträge (Stand: 5. Juni 2023), im vergangenen Oktober waren es noch 406.

Im Dezember 2022 berichtete Retraction Watch – eine Plattform, die Verfahren rund um zurückgezogene („retracted“) wissenschaftliche Arbeiten beobachtet –, dass das Fachmagazin PLOS 49 Veröffentlichungen des IHU sowie der Universität Aix-Marseille mit „Expressions of Concern“ markiert hatte. Das bedeutete, dass mit diesen Veröffentlichungen etwas nicht stimmt. Der Verdacht: Fälschungen bei Daten und anderen Angaben. Bei 48 dieser 49 Studien ist Raoult Co-Autor.

Neuer Vorwurf: Ungenehmigte Menschenversuche

Jetzt gibt es neue Vorwürfe gegen den Wissenschaftler. Mehrere französische Medien berichteten, dass die Polizei am 31. Mai 2023 Räume des IHU durchsuchte. Es sollten Dokumente zu einer weiteren Studie sichergestellt werden, die Raoult und Kolleg:innen zwischen März 2021 und Dezember 2022 durchgeführt und am 4. April 2023 auf der Preprint-Plattform medRxiv veröffentlicht hatten. Preprint bedeutet, dass diese Studie (noch) nicht von Fachleuten kontrolliert und beurteilt wurde.

Die Teilnehmer:innen der Untersuchung, 30.423 COVID-19-Patient:innen, erhielten entweder Hydroxychloroquin, das Antibiotikum Azithromycin – oder beide ArzneimittelArzneimittel Arzneimittel sind Stoffe oder Zubereitungen aus Stoffen, die angewandt werden, um Krankheiten, Leiden, Körperschäden oder Beschwerden zu heilen, zu lindern oder zu verhüten. Es kann sich hierbei ebenfalls um Mittel handeln, die dafür sorgen, dass Krankheiten oder Beschwerden gar nicht erst auftreten. Die Definition beinhaltet ebenso Substanzen, die der Diagnose einer Krankheit nutzen oder seelische Zustände beeinflussen. Die Mittel können dabei im Körper oder auch am Körper wirken. Das gilt sowohl für die Anwendung beim Menschen als auch beim Tier. Die gesetzliche Definition von Arzneimitteln ist im § 2 Arzneimittelgesetz (AMG) enthalten. in Kombination – oder IvermectinIvermectin Ivermectin, ist ein Medikament gegen Parasiten und findet u.a. als Pferdewurmkur Verwendung. Beim Menschen kann es gegen Fadenwürmer, Krätze, Kopf- und Filzläuse sowie bei Rosazea angewandt werden. Aufgrund von Pressemeldungen welche einen heilenden Effekt gegen Covid-19 versprachen, wurde Ivermectin seit 2020 in mehreren Studien auf solch einen Zusammenhang untersucht. Es zeigte sich, dass antivirale Effekte durch Ivermectin erst ab sehr hohen Dosen auftreten, die mit erheblichen Nebenwirkungen bis hin zum Koma einhergehen. Auf Basis dessen sprechen sich sowohl die europäische Arzneimittelbehörde als auch die US-amerikanische Behörde FDA gegen Ivermectin als Medikament gegen Corona aus.. Letzteres ist eine Pferdewurmkur, der besonders zu Beginn der Corona-Pandemie eine – niemals bestätigte – Wirkung gegen SARS-CoV-2 nachgesagt wurde. Auch Azithromycin zeigt keinerlei Wirkung bei COVID-19. Keiner der eingesetzten Wirkstoffe kann also COVID-19 heilen. Zudem wies die Studie erneut methodische Mängel auf.

Am 28. Mai 2023 hatten 16 Fachgesellschaften und führende Wissenschaftler:innen in der französischen Tageszeitung „Le Monde“ ebendiese Studie kritisiert – denn ihrer Meinung nach stellt sie einen nicht genehmigten therapeutischen Versuch dar, also ein Experiment an Menschen ohne entsprechende Genehmigungen offizieller Behörden und Gremien. Zudem „äußern sie ihr Erstaunen über das Ausbleiben von Reaktionen der Verwaltungs-, Aufsichts- und Justizbehörden“, schreibt „Le Monde“.

Veröffentlichung soll zurückgezogen werden

Das holten die Behörden nun offenbar nach, die Hausdurchsuchung am IHU war der erste Schritt. Die französische Behörde ANSM plant nach Medienberichten, Raoult zu verklagen.

Und Raoult? Der verteidigt die Studie und sieht sich im Recht, denn es handele sich um eine Beobachtungsstudie ohne therapeutischen Ansatz. Am 2. Juni twittert er „Wir sind die Guten!“ und berichtet von „Drohungen“ gegen Studienautor:innen, unter anderem durch den französischen Gesundheitsminister François Braun. Außerdem schreibt er: „Die einzigen Versuchskaninchen sind diejenigen, die durch einen illegalen Versuch geimpft wurden, da es keine Einwilligung ohne Zwang gab.“

Tweet von Didier Raoult in französischer Sprache.
Tweet von Didier Raoult vom 02.06.2023
© Tweet von Didier Raoult auf der Plattform Twitter / 02.06.2023

In demselben Tweet kündigte er an, die Studie zurückzuziehen, angeblich aus Solidarität mit dem Co-Autor Jean-Christophe Lagier, der zuvor seinen Rückzug angekündigt hatte. Bislang (Stand 5. Juni) ist die Veröffentlichung weiterhin über medRxiv erreichbar.

Nachtrag (09. Juni 2023): Seit dem 7. Juni ist die Veröffentlichung als „withdrawn“ markiert. Damit gilt sie offiziell als zurückgezogen.


Redaktion: Nicola Kurt, Nicole Hagen