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GcMAF Miese Geschäfte mit der Hoffnung schwerstkranker Menschen

Mikroskopaufnahme von Brustkrebszellen
Krebszellen in der Brust. © National Cancer Institute / Unsplash

“Ernsthafte Erkrankungen wie KrebsKrebs Statt eine spezifische Krankheit zu benennen, handelt es sich bei Krebs um einen Sammelbegriff für verschiedene Krankheiten. Ihnen allen gemeinsam ist jedoch das unkontrollierte Wachstum von Körperzellen, aufgrund eines Ungleichgewichts zwischen Zellwachstum und Zelltod. Die Folge daraus ist – außer bei Blutkrebsarten – eine Geschwulst ohne organspezifische Funktion. Dringt diese in das umliegende gesunde Gewebe ein, spricht man von bösartigen Tumoren; ausschließlich bösartigen Tumore werden als Krebs bezeichnet. Krebs kann zudem metastasieren, d.h. er breitet sich im Körper aus, indem die Krebszellen über Blut- und Lymphbahnen wandern und infolgedessen in anderen Organen Tochtergeschwülste bilden., HIVHIV HIV – Human Immunodeficiency Virus; zu Deutsch: »Humanes Immundefizienz-Virus« ist ein Virus, welches AIDS auslösen kann. AIDS ist die Abkürzung für Acquired Immunodeficiency Syndrome, was mit »Erworbenes Immunschwächesyndrom« übersetzt werden kann. Durch eine Infektion mit dem HI-Virus kommt es zu einer Schwächung des körpereigenen Immunsystems, so dass zumeist unproblematisch verlaufende Krankheiten zu einem Problem werden. Eine Infektion mit HIV wurde zum ersten Mal 1981 diagnostiziert und hat sich seitdem zu einer Pandemie entwickelt. Die Therapie wurde in den letzten Jahren massiv verbessert, so dass Infizierten ein wesentlich längeres Leben mit hoher Qualität ermöglich wird. (sic) und Hepatitis werden zerstört.“ Mit diesen Heilsversprechen werben Ärzte für GcMAFGcMAF GcMAF – Gc-protein derived macrophage activating factor – wird im Internet als Allheilmittel angeboten. So soll es Krebserkrankungen, Autismus, diverse Virusinfektionen (verursacht z.B. durch HIV und Hepatitis-Viren) und Autoimmunerkrankungen heilen können. GcMAF ist ein im Körper natürlich vorkommender Proteinkomplex. Grundlage für den angepriesenen Behandlungserfolg der kostenintensiven Therapie mit GcMAF soll die Aktivierung von Makrophagen sein. Makrophagen sind ein essenzieller Bestandteil des angeborenen Immunsystems und so für die unspezifische Immunantwort gegenüber körperfremden Stoffen und Organismen verantwortlich. Die bisherigen Publikationen zu diesem Thema weisen jedoch erhebliche Unstimmigkeiten auf und wurden von den entsprechenden Journalen größtenteils zurückgezogen.. Ein Geschäft mit der Angst – unter den Augen der Arzneimittelaufsicht und Ärztekammer.

GOleic, GcOleic, RERUM oder BRAVO: Das Mittel GcMAF wird heute unter vielen verschiedenen Namen im Internet angeboten. Und soll bei einer großen Anzahl von Erkrankungen helfen, insbesondere Krebserkrankungen. Aber auch bei AutismusAutismus Autismus ist ein Sammelbegriff, der verschiedene Entwicklungsstörungen benennt: die sog. Autismus-Spektrum-Störungen. Dabei handelt es sich um tiefgreifende neurologische Entwicklungsstörungen, die das soziale Leben erschweren, zu Problemen mit sozialen Kontakten führen, und auch Einfluss auf die Kommunikation und Sprache haben. Sie wirken sich ebenso auf das Verhaltensrepertoire aus uns führen zu stereotypen Handlungen. Autismus äußert sich in Art, Ausprägung und Schwere sehr individuell. Manche entwickeln nur leichte Symptome, andere sind schwer beeinträchtigt. Es gibt z.B. den frühkindlichen Autismus, das Asperger-Syndrom und den atypischen Autismus. Es kann zu Intelligenzminderung oder zu Inselbegabungen (Savant-Syndrom) kommen., Virusinfektionen oder dem chronischen Ermüdungssyndrom. Ein Wirksamkeitsnachweis fehlt bis heute. Dennoch schrecken Ärzte und selbsternannte Heiler nicht davor zurück, GcMAF an Menschen zu verkaufen, die schwer krank sind oder die wissenschaftlich belegten Therapien nicht vertrauen.

Ein prominenter Fall bewegte 2016 Deutschland. Die bekannte Moderatorin und Schauspielerin Miriam Pielhau erkrankte bereits einige Jahre zuvor im Alter von 32 Jahren an BrustkrebsBrustkrebs In Deutschland ist Brustkrebs die zurzeit häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Das Risiko für ein Mammakarzinom steigt mit zunehmendem Alter. Bei Männern tritt er nur selten auf. Wird er frühzeitig erkannt bestehen sehr gute Heilungschancen durch operative Entfernung, Bestrahlung und Chemotherapie. Risikofaktoren sind auf der einen Seite das Geschlecht, auf der anderen Seite spielen Alter, genetische Veranlagung hormonelle Faktoren oder ein ungesunder Lebensstil eine wichtige Rolle.. Sie beginnt einen Kampf gegen den Tumor, den sie in ihrem Buch „Fremdkörper“ beschreibt.1https://www.krebshilfe.de/informieren/presse/pressemitteilungen/trauer-um-miriam-pielhau/ Der Krebs scheint geheilt, ihr offener Umgang mit der Erkrankung und ihr Engagement für die Deutsche Krebshilfe machen sie für viele zu einem Vorbild. Doch 2014 kehrt die Krankheit zurück.2https://www.bunte.de/lifestyle/gesundheit-medizin/miriam-pielhau-der-krebs-kam-wieder-zurueck-265071.html Ihren zweiten Kampf gegen den Krebs verarbeitet sie in ihrem Buch „Dr. Hoffnung“. Wieder scheint sie die Krankheit überwinden zu können. Anfang 2016 bestätigt ihre Ärztin: Die Metastasen sind verschwunden. Doch im Juli 2016 stirbt Miriam Pielhau überraschend an den Folgen ihrer Krebserkrankung.

Miriam Pielhau kämpft gegen den Krebs

Miriam Pielhau unterzog sich den Therapien, die die evidenzbasierte MedizinEvidenzbasierte Medizin Evidenzbasierte Medizin (EbM) agiert auf Basis empirisch zusammengetragener und bewerteter wissenschaftlicher Erkenntnisse. Das Wort Evidenz bezeichnet eine unumstößliche Tatsache, eine faktische Gegebenheit. Die evidenzbasierte Medizin stellt aktuelle und wissenschaftlich geprüfte Informationen zu den verschiedenen medizinischen Möglichkeiten mit eigens dazu entwickelten Methoden bereit. Das EbM-Netzwerk erarbeitet Leitlinien für die Bereitstellung solcher Daten. Die Cochrane Collaboration liefert u.a. systematische Übersichtsarbeiten für Entscheidungsfindungen zu Gesundheitsfragen auf Basis hochwertiger, relevanter und aktueller wissenschaftlicher Evidenz. für Brustkrebs empfiehlt: Operationen, ChemotherapieChemotherapie Die Chemotherapie ist, neben OP und Strahlentherapie, eine der zentralen Behandlungsmöglichkeiten bei Krebs. Sie umfasst die zyklische Behandlung mit chemischen Substanzen – Zytostatika – in Form von Infusionen, Spritzen oder Tabletten. Die zumeist systemisch wirkenden Medikamente richten sich auch gegen gesunde Zellen, was die typischen Nebenwirkungen wie Haarausfall, Blutarmut, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Infektionen im Mund erklärt., Bestrahlung. Doch als die Erkrankung zurückkehrt, wendet sie sich auch zunehmend pseudomedizinischen Heilangeboten zu. In der Zeit größter Verzweiflung stößt sie auf das Mittel GcMAF, ein Protein, das etwa Makrophagen stimulieren können soll.3https://scilogs.spektrum.de/lifescience/gcmaf-krebs-und-immuntherapie-unterstuetzen-predatoryjournals-den-glauben-an-scharlatanerie/

Diese auch als Fresszellen bekannten Wächter unseres Immunsystems werden von Botenstoffen reguliert, damit sie nicht außer Kontrolle geraten und körpereigene Strukturen angreifen. Ob GcMAF jedoch wirklich eine Rolle in dieser komplexen Regulation spielt, ist bislang nicht belegt. Die meisten Studien zu dem Eiweiß gehen auf den japanischen Forscher Nubuto Yamamoto um das Jahr 2008 zurück. Drei der vier wissenschaftlichen Journale, in denen Dr. Yamamoto veröffentlicht hatte, haben die Publikationen aber aufgrund diverser Unstimmigkeiten inzwischen zurückgezogen.

GcMAF: Kein Wirksamkeitsnachweis

Der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) erhält immer wieder Anfragen von Rat suchenden Krebspatienten. „Unser Team hat daraufhin zu GcMAF recherchiert. Einen Wirksamkeitsnachweis konnten wir nicht finden.“, sagt Dr. Birgit Hiller. „Die wenigen Studien zu Krebstherapien mit GcMAF, die es überhaupt gibt, reichen auf keinen Fall aus, um Patientinnen und Patienten so zu behandeln.“ 

Dennoch verkaufen einige Ärzte und Therapeuten das Mittel als eine Art „Immuntherapie“ an Patienten. In Miriam Pielhaus zweitem Buch findet sich zunächst wenig zu GcMAF. Doch in einem abschließenden Kapitel, in dem sie einen Überblick über verschiedene Therapieformen gibt, auf die sie ihre Hoffnung setzte, wird sie deutlich: „Obwohl die Behandlung mit GcMAF in Deutschland bisher noch nicht offiziell zugelassen wurde, wird sie bereits in diversen deutschen Praxen und Kliniken mit großem Erfolg (!) angewendet.“ Sie schreibt von einer „nebenwirkungslosen TherapieTherapie Therapie bezeichnet eine Heil- oder Krankenbehandlung im weitesten Sinn. Es kann hierbei die Beseitigung einer Krankheitsursache oder die Beseitigung von Symptomen im Mittelpunkt stehen. Ziel einer jeden Therapie ist die Widerherstellung der physischen und psychischen Funktionen eines Patienten durch einen Therapeuten. Soweit dies unter den jeweiligen Bedingungen möglich ist.“ und empfiehlt ihren Lesern, in Zukunft in diesem Zusammenhang im Internet nach Präparaten mit dem Namen „Immuno D“ Ausschau zu halten.

Das Buch „Dr. Hoffnung“ erscheint bei Allegria, einem Ullstein Buchverlag, inzwischen allerdings nur noch als E-Book. Anfang 2020 weist MedWatch im Zuge der Recherchen zu diesem Beitrag auf die Textpassage hin. Daraufhin löscht der Verlag umgehend die Stelle aus der elektronischen Buchversion.

Das Geschäft mit GcMAF geht unterdessen  unaufhaltsam weiter. Das Mittel wird aus menschlichem Blutplasma gewonnen. Im besten Falle ist es unwirksam, im schlimmsten Falle aufgrund technisch und hygienisch unzureichender Herstellungsverfahren gefährlich. Als Fertigarzneimittel ist es in Deutschland nicht zugelassen, Produktion und Vertrieb der Substanz an Dritte also strafbar. Das zeigt auch ein aktuelles Urteil des Landgerichts Hamburg, das Anfang Juni 2021 den Molekularbiologen Reiner S. zu 15 Monaten auf Bewährung und Rückzahlung seines „Gewinns“ verurteilt hat.4https://www.abendblatt.de/hamburg/article232458905/krebsmittel-unerlaubt-hergestellt-72-jaehriger-verurteilt-molekularbiologe-reiner-s.html, 5https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/121266/Krebsmittel-Prozess-wegen-unerlaubter-Herstellung Er soll GcMAF an Ärzte und Therapeuten geliefert und dabei mehr als 1,65 Millionen Euro Gewinn gemacht haben.

Millionengewinn mit GcMAF

Der Handel mit GcMAF erscheint als einträgliches Geschäft, dass sich offenbar einige Ärzte nicht entgehen lassen wollen. Denn tatsächlich ist die Behandlung mit GcMAF im Rahmen eines sogenannten „individuellen Heilversuchs“ nicht strafbar. Das Einzige, was die Ärzte dafür tun müssen: Die Substanz selbst herstellen.

So folgte auch die Verteidigungsstrategie von Reiner S. Anwälten dieser Lücke im Arzneimittelrecht: Reiner S. habe nicht selbst GcMAF hergestellt, sondern lediglich seine Laborräume Interessenten zur Verfügung gestellt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm jedoch vor, dass die Besteller wahrheitswidrig Formulare ausgefüllt hätten, in denen sie erklärten, das ArzneimittelArzneimittel Arzneimittel sind Stoffe oder Zubereitungen aus Stoffen, die angewandt werden, um Krankheiten, Leiden, Körperschäden oder Beschwerden zu heilen, zu lindern oder zu verhüten. Es kann sich hierbei ebenfalls um Mittel handeln, die dafür sorgen, dass Krankheiten oder Beschwerden gar nicht erst auftreten. Die Definition beinhaltet ebenso Substanzen, die der Diagnose einer Krankheit nutzen oder seelische Zustände beeinflussen. Die Mittel können dabei im Körper oder auch am Körper wirken. Das gilt sowohl für die Anwendung beim Menschen als auch beim Tier. Die gesetzliche Definition von Arzneimitteln ist im § 2 Arzneimittelgesetz (AMG) enthalten. selbst hergestellt zu haben – eine anscheinend gängige Praxis in der Szene.

Eine Methode, die auch die IKIRU Immunotherapy Clinic in Düsseldorf angewandt haben könnte. Unweit des Düsseldorfer Landtags betreibt der Gynäkologe Dr. M. hier seit dem Jahr 2000 eine Niederlassung, die laut ihrer eigenen Homepage auch Zweigstellen in den Niederlanden und JapanJapan Japan ist ein ostasiatischer Inselstaat im Pazifik und erstreckt sich über vier große und viele kleine Inseln. Sein heimatsprachlicher Name Nippon heißt sehr passend: Land der aufgehenden Sonne. Japan ist eines der bevölkerungsreichsten Länder der Welt und zugleich Erdbebengebiet, da in hier vier tektonische Platten aufeinandertreffen. Dies führte 2011 sogar zur Zerstörung eines Atomkraftwerkes in Fukushima. hat. Auf Englisch beschreibt die Website diverse Therapien für Krebserkrankungen und weitere chronische Krankheiten. Auch zahlreiche Heilangebote ohne Wirksamkeitsnachweis finden sich darunter. GcMAF ist eines davon.

Das Eiweiß wird auf den Webseiten von Dr. M. als ein Botenstoff beschrieben, der im Körper ernsthafte Erkrankungen wie Krebs, AidsAids AIDS ist die Abkürzung für Acquired Immunodeficiency Syndrome, was mit »Erworbenes Immunschwächesyndrom« übersetzt werden kann. Durch eine Infektion mit dem HI-Virus kommt es zu einer Schwächung des körpereigenen Immunsystems, so dass zumeist unproblematisch verlaufende Krankheiten zu einem Problem werden. Eine Infektion mit HIV wurde zum ersten Mal 1981 diagnostiziert und hat sich seitdem zu einer Pandemie entwickelt. Die Therapie wurde in den letzten Jahren massiv verbessert, so dass Infizierten ein wesentlich längeres Leben mit hoher Qualität ermöglich wird. (HIV) und Hepatitis „zerstört“. Aus humanem Blutserum stelle die Klinik große Mengen eines „2nd-generation GcMAFs“ in ihrem eigenen, spezialisierten Labor her und injiziere es zwei- bis dreimal die Woche  interessierten Patienten. Die Therapie wird Patienten mit Krebs ohne nähere Spezifizierung, HIV, Hepatitis und Tuberkulose ebenso empfohlen wie  Menschen mit chronischem Erschöpfungssyndrom oder einer Autismus-Spektrum-Störung.

GcMAF: Ein Mittel gegen alles?

Das sind alles Erkrankungen mit völlig unterschiedlichen Entstehungsmechanismen. Dennoch solle GcMAF laut der Klinikwebsite bei all diesen Erkrankungen helfen, und das mit keinen oder nur sehr geringen Nebenwirkungen. Ein Widerspruch in sich: Würde GcMAF das Immunsystem wirklich stark aktivieren und gegen eine Vielzahl an Erkrankungen recht unspezifisch wirken, müssten die Nebenwirkungen ebenfalls immens sein.

Screenshot
Das kostet es: Düsseldorfer Klinik wirbt für GcMAF-Therapie.
© Screenshot www.immunotherapy-clinic-ikiru.com

Zweifel an der Behandlung, die Dr. M. anscheinend jedoch nicht hat: Die Kosten für 120 Injektionen werden auf der Homepage  mit bis zu 28.600 Euro angegeben.

Ob GcMAF wirklich in der Praxis angewandt wird, können wir nicht überprüfen. Auf die Anfrage an Dr. M. antwortet sein Rechtsanwalt Dr. B: Aktuell fänden keine Behandlungen mit GcMAF statt, da sich Dr. M. auf seine Genesung von einer Erkrankung konzentriere. Doch mit unserem Vorwurf konfrontiert, Dr. M. wende mit GcMAF ein nicht-zugelassenes Arzneimittel an, möchte der Rechtsanwalt „der guten Ordnung halber“ klarstellen, dass „die Anwendung (wie auch das Inverkehrbringen) nicht zugelassener Arzneimittel vom Gesetzgeber ausdrücklich erlaubt ist.“

Er beschreibt seinen Mandanten als verantwortungsvollen Arzt, der selbstverständlich beim Einsatz derartiger individualisierter Methoden im Zweifel auch eine vorherige rechtliche Prüfung durchführen lasse.

Rechtsanwalt Dr. B. ist auf Medizinrecht spezialisiert. Auf der Homepage seiner Kanzlei ist zu lesen, dass der Anwalt eine umfassende Beratung von Heilberuflern anbiete, insbesondere im Zusammenhang mit sogenannten Neuland- und Außenseiterverfahren. Darunter fallen meist Therapieangebote, für die bislang kein Wirksamkeitsnachweis vorliegt. In seinem Blog berichtet er regelmäßig, erfolgreich Personen verteidigt zu haben, die ihre Geschäfte mit Mitteln wie MMSMMS MMS ist die Kurzform für Miracle Mineral Supplement. Damit wird eine Chlordioxid-Lösung, auch CDL genannt, bezeichnet. Der Begriff geht auf Jim Humble zurück, welcher ein ehemaliges und langjähriges Scientology-Mitglied war und 2010 eine weitere Sekte gründete (Genesis II, Church of Health & Healing). Chlordioxid, ClO2, ist bei Raumtemperatur ein bernsteinfarbenes Gas, welches bei einer Konzentration von über 10% in der Luft explosiv ist. Deshalb wird es zumeist in wässriger, nicht explosiver, Lösung angeboten (MMS / CDL). Chlordioxid besitzt eine oxidative Wirkung, so dient es z.B. als Bleichmittel von Zellstoff (z.B. Papier) oder auch der Desinfektion von Trinkwasser. Auf vielen Foren wird es als Allheilmittel – auch gegen Corona – beschrieben, oft mit verehrenden gesundheitlichen Folgen. Die Anrufe beim Giftnotruf häufen sich und auch die Gabe von CDL / MMS an kleine Kinder wird propagiert. Für die angepriesene Heilung der verschiedensten Krankheiten gibt es aktuell keine wissenschaftliche Grundlage. oder GcMAF machen. In Vorträgen berät er Interessenten zur Erstattung der Kosten von „biologischen“ Krebstherapien durch KrankenkassenKrankenkassen Eine Krankenkasse ist der Träger der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Krankenkassen stellen den Versicherten Leistungen zur Verfügung, die nach Vorlage der elektronischen Gesundheitskarte in Anspruch genommen werden können. Die meisten dieser Leistungen sind im SGB V festgeschrieben. Krankenkassen sind organisatorisch sowie finanziell unabhängig und unterstehen der Aufsicht von Bund oder Ländern. Im Gegensatz zu gesetzlichen Krankenversicherungen sind private Krankenversicherungsunternehmen Aktiengesellschaften oder Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit (VVaG). und weitere Kostenträger.

GcMAF: Ärztekammer Nordrhein warnt

Auch bei Dr. M. hat er vor Beginn der GcMAF-Behandlungen geprüft, wie sich diese rechtssicher durchführen lassen. Er erklärt gegenüber MedWatch, vertieft mit der Ärztekammer Nordrhein und der Arzneimittelaufsicht kommuniziert zu haben, bevor Dr. M. die Behandlungen aufnahm.

Die Ärztekammer Nordrhein bestreitet jedoch, dass es Absprachen oder Korrespondenz bei der Aufnahme der GcMAF-Therapien mit Dr. M. oder seinem Anwalt gegeben habe.

Bereits Anfang 2020 teilte die Kammer auf MedWatch-Anfrage mit, dass sie „vor Heilsversprechen warne, die vor allem im Kontext von Krebserkrankungen und anderen schwer heilbaren Krankheiten in Verbindung mit GcMAF gemacht werden“. Derartige Heilsversprechen widersprächen der ärztlichen Berufsordnung. Die Ärztekammer ginge unberechtigten Heilsversprechen, die Ärztinnen und Ärzten mit GcMAF machten, berufsrechtlich nach.

Nach der Anfrage geht die Ärztekammer den Hinweisen nach. Erst nach „mehrfacher Intervention“, so die Ärztekammer, schreibt der Rechtsanwalt von Dr. M. im April 2020, dass sein Mandant GcMAF „zum Zwecke der persönlichen Anwendung erlaubnisfrei hergestellt habe, nun aber krankheitsbedingt seine heilberufliche Tätigkeit in privatärztlicher Praxis einstelle“.

Die Kammer stellt ihre Ermittlungen daraufhin vorübergehend ein.

Doch endeten die Behandlungen mit GcMAF in der Praxis damit?

Auf der Homepage der Praxis wird weiter für eine Therapie mit GcMAF geworben. Inzwischen ist prominent ein neuer Reiter ins Menü der Website aufgenommen worden: Er informiert über ein vielversprechendes Behandlungsprotokoll mit GcMAF – zur Prävention oder auch Therapie von COVID-19Covid-19 COVID-19 ist ein Akronym für die englische Bezeichnung Coronavirus Disease 2019, was so viel wie Corona-Virus-Krankheit 2019 heißt. Sie wird von dem neuen Beta-Coronavirus SARS-CoV-2 und seinen Varianten ausgelöst. Eine Erkrankung mit COVID-19 äußert sich zumeist – ca. vier bis sechs Tage nach Infektion – relativ unspezifisch durch Husten, Schnupfen, Halsschmerzen und Fieber sowie Störungen des Geruchs- und/oder Geschmackssinns. Atemnot, Kopf- und Gliederschmerzen, allgemeine Schwäche oder auch Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Appetitlosigkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall können hinzukommen. Die Symptome können je nach Virusvariante variieren. Auch schwere Verläufe mit Aufenthalten auf der Intensivstation bis hin zum Tod sind möglich..


Redaktion: Sigrid März, Nicola Kuhrt

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    https://www.krebshilfe.de/informieren/presse/pressemitteilungen/trauer-um-miriam-pielhau/
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    https://www.bunte.de/lifestyle/gesundheit-medizin/miriam-pielhau-der-krebs-kam-wieder-zurueck-265071.html
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    https://scilogs.spektrum.de/lifescience/gcmaf-krebs-und-immuntherapie-unterstuetzen-predatoryjournals-den-glauben-an-scharlatanerie/
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    https://www.abendblatt.de/hamburg/article232458905/krebsmittel-unerlaubt-hergestellt-72-jaehriger-verurteilt-molekularbiologe-reiner-s.html
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    https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/121266/Krebsmittel-Prozess-wegen-unerlaubter-Herstellung
1 comment
  1. Eine besonders perfide Strategie, die Parole von der Stärkung oder Aktivierung des Immunsystems auf Empfehlungen zur TherapieTherapie Therapie bezeichnet eine Heil- oder Krankenbehandlung im weitesten Sinn. Es kann hierbei die Beseitigung einer Krankheitsursache oder die Beseitigung von Symptomen im Mittelpunkt stehen. Ziel einer jeden Therapie ist die Widerherstellung der physischen und psychischen Funktionen eines Patienten durch einen Therapeuten. Soweit dies unter den jeweiligen Bedingungen möglich ist. schwerster lebensbedrohlicher Krankheiten auszudehnen.
    Zumal immer die Frage ist, ob eine “Stärkung des Immunsystems” erwünscht bzw. überhaupt sinnvoll ist. Bislang gibt es nichts, was belegbar zu so etwas wie einer “Stärkung des Immunsystems” duch Einflussnahme von außen führt (vom ImpfenImpfen Eine Impfung hilft, vor schwer verlaufenden Infektionskrankheiten zu schützen. Durch abgeschwächte Erreger, durch Bruchteile von Erregern oder seit Neuestem mit mRNA-Stücken von Erregern wird bei einer aktiven Schutzimpfung das Immunsystem über die gezeigten Antigene spezifisch aktiviert. Dem Körper wird durch eine Impfung vorgegaukelt mit einem echten Erreger infiziert zu sein. Dadurch wird die gesamte Immunsystem-Kaskade in Gang gesetzt, inklusive der Bildung spezifischer Gedächtniszellen. Ist der Organismus später dem tatsächlichen Erreger ausgesetzt, kann er schnell, effizient und spezifisch reagieren ohne schwere Komplikationen zu entwickeln. Eine generelle Impfpflicht gibt es in hierzulande nicht. Die Ausnahme bildet die Masernimpfung: Seit 2020 muss bei Eintritt in eine Kindertagesstätte oder Schule ein Masern-Impfnachweis erbracht werden. Die STIKO gibt für Deutschland Impfempfehlungen heraus, an denen sich orientiert werden kann. abgesehen). Klinisch ist viel öfter eine Dämpfung des Immunsystems angezeigt. Das haben wir gerade bei den Zytokinstürmen zu Anfang der CoronaCorona Mit Corona bezeichnet die Allgemeinbevölkerung zumeist SARS-CoV-2 (Severe acute respiratory syndrome coronavirus type 2). Es ist ein neues Beta-Coronavirus, welches zu Beginn des Jahres 2020 als Auslöser der Krankheit COVID-19 identifiziert wurde. Coronaviren waren schon vor 2020 altbekannt. In Menschen verursachen sie vorwiegend milde Erkältungskrankheiten (teils auch schwere Lungenentzündungen) und auch andere Wirte werden von ihnen befallen. SARS-CoV-2 hingegen verursacht wesentlich schwerere Krankheitsverläufe, mit Aufenthalten auf der Intensivstation bis hin zum Tod. Der Virusstamm entwickelte und entwickelt seit seiner Entdeckung verschiedene Virusvarianten, die in ihren Aminosäuren Austausche aufweisen, was zu unterschiedlichen Eigenschaften bezüglich ihrer Infektiosität und der Schwere eines Krankheitsverlaufes führt. Seit Dezember 2020 steht in Deutschland ein Impfstoff gegen SARS-CoV-2 zur Verfügung.-Krise gesehen, als man die Strukturen der schweren Verläufe noch nicht kannte. Heute verhindert man das gezielt und die Verhinderung schwerer Verläufe durch Impfungen wirkt dem auch entgegen. Bei den Impfungen schaut man auf jede NebenwirkungNebenwirkung Laut Arzneimittelgesetz ist eine Nebenwirkung die schädliche und unbeabsichtigte Reaktion auf ein Arzneimittel. Sie ist eine Wirkung eines Medikaments, die nicht zu der beabsichtigten Wirkung gehört und zusätzlich auftaucht. Auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und Substanzen, Folgen von Überdosierungen und die Entwicklung von Abhängigkeiten können können dazu zählen. Zudem erfolgt eine Unterteilung in Arzneistoff-typische und unvorhersehbare Nebenwirkungen. Erstere sind erwartet und konzentrationsabhängig; letztere sind mengenunabhängig, wie z.B. Allergien auf Inhaltsstoffe des Präparates. Des Weiteren kann sie nach ihrer Häufigkeit eingeteilt werden. So existieren sehr häufige, häufige, gelegentliche, seltene und sehr seltene Nebenwirkungen. Diese Begrifflichkeiten sind an feste prozentuale Werte gekoppelt. So müssen sie auch verpflichtend im Beipackzettel eines pharmakologischen Präparates aufgelistet sein. Zudem wird sie manches Mal in erwünscht und unerwünscht eingeteilt. Dementsprechend können einige unerwartete Nebenwirkungen für manche Patientengruppen von Vorteil sein, für andere wiederum nicht. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden jedoch hauptsächlich die unerwünschten Wirkungen als Nebenwirkung bezeichnet. Ein behandelnder Arzt muss je nach Schwere der unerwünschten Wirkungen abschätzen, ob der Nutzen des Präparates das jeweilige Risiko aufwiegt., die in aller Regel nichts anderes ist als die Auswirkung einer Stimulierung des Immunsystems. Ganz abgesehen davon, dass bei allen AutoimmunerkrankungenAutoimmunerkrankungen Bei Autoimmunerkrankungen handelt es sich um Erkrankungen, die das eigene Immunsystem hervorruft. Es produziert hierbei eine große Menge an Abwehrstoffen. Diese Überproduktion schädigt nicht nur die Zellen des eigenen Immunsystems, sondern kann jegliches Gewebe und sämtliche Organe im Körper angreifen. Das Ungleichgewicht der Immunabwehr führt zu ganz unterschiedlichen Symptomen, die nicht immer auf Anhieb als Autoimmunerkrankung zu erkennen sind. Eine Diagnose gestaltet sich daher in manchen Fällen als langwierig. Eine solche chronische Erkrankung – wie z.B. Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa – begleitet die Patienten ein Leben lang, da die Ursache nicht behandelt werden kann., von MS bis Hashimoto, ein überaktives Immunsystem das Grundproblem ist.

    Wir sehen: das Problem ist Gesundheitskompetenz bzw. deren Fehlen bei allzu vielen Menschen. Es MUSS klingeln, wenn “Universalmittel, insbesondere gegen KrebsKrebs Statt eine spezifische Krankheit zu benennen, handelt es sich bei Krebs um einen Sammelbegriff für verschiedene Krankheiten. Ihnen allen gemeinsam ist jedoch das unkontrollierte Wachstum von Körperzellen, aufgrund eines Ungleichgewichts zwischen Zellwachstum und Zelltod. Die Folge daraus ist – außer bei Blutkrebsarten – eine Geschwulst ohne organspezifische Funktion. Dringt diese in das umliegende gesunde Gewebe ein, spricht man von bösartigen Tumoren; ausschließlich bösartigen Tumore werden als Krebs bezeichnet. Krebs kann zudem metastasieren, d.h. er breitet sich im Körper aus, indem die Krebszellen über Blut- und Lymphbahnen wandern und infolgedessen in anderen Organen Tochtergeschwülste bilden.” angeboten werden, die das “Immunsystem stärken”. Das sind Parolen, von denen auch die Nahrungsmittelergänzungs-Industrie lebt. Was davon zu halten ist, sollte gesundheitliches Allgemeinwissen sein.

    Nicht, dass ich kein Verständnis und kein Mitgefühl für Menschen hätte, die in verzweifelten Situationen nach dem letzten Strohhalm greifen, Miriam Pielhau ist ein Beispiel dafür. Ich habe aber kein Verständnis für Ärzte, die auf Parolen hereinfallen, dass ein einziges Mittel für “viele Krankheiten, insbesondere Krebs” geeignet sei, weil es generell “das Immunsystem stärke”. Klar, Immuntherapien gegen Krebs gibt es, aber die sind das Gegenteil eines “Universalmittels” – es sind die derzeit individuellsten Therapien, die es gibt. Gerade im Falle der Ärzte ist Schopenhauers Frage angebracht: Ist dies nun Dummheit oder Niedertracht?