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Fragen und Antworten zu Corona Sind Kollateralschäden nicht größer als Erkrankungsfolgen?

große rote Aufkleber mit weißer Schrift auf den Fußboden geklebt.
Hinweise zum Abstandhalten am Bahnhof © Hinnerk Feldwisch-Drentrup / MedWatch

Sie fragen, wir antworten: Zusammen mit der Berliner Zeitung und der Westdeutschen Zeitung beantworten wir die drängendsten offenen Punkte zu Covid-19Covid-19 COVID-19 ist ein Akronym für die englische Bezeichnung Coronavirus Disease 2019, was so viel wie Corona-Virus-Krankheit 2019 heißt. Sie wird von dem neuen Beta-Coronavirus SARS-CoV-2 und seinen Varianten ausgelöst. Eine Erkrankung mit COVID-19 äußert sich zumeist – ca. vier bis sechs Tage nach Infektion – relativ unspezifisch durch Husten, Schnupfen, Halsschmerzen und Fieber sowie Störungen des Geruchs- und/oder Geschmackssinns. Atemnot, Kopf- und Gliederschmerzen, allgemeine Schwäche oder auch Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Appetitlosigkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall können hinzukommen. Die Symptome können je nach Virusvariante variieren. Auch schwere Verläufe mit Aufenthalten auf der Intensivstation bis hin zum Tod sind möglich.. Ein Leser wollte wissen, ob die Kollateralschäden auch etwa durch unbehandelte Krankheiten oder sonstige Todesfälle am Ende nicht viel größer sein werden als die Schäden, die man durch die Maßnahmen verhinderte.

Kollateralschäden gibt es nicht nur durch die Einschränkungen, die die Ausbreitung des Virus verhindern sollen – sondern auch Erkrankungen und Todesfälle durch Covid-19 können erhebliche Kollateralschäden verursachen, wenn etwa aufgrund von Klinik-Überlastungen andere Krankheiten nicht behandelt werden können. Oder wenn Menschen, die in kritischen Bereichen arbeiten, schwer erkranken oder sterben – so in armen Ländern auch Bauern, die sich um die Nahrungsversorgung ihrer Familie kümmern.

Klar ist, dass die positiven wie negativen Effekte der möglichen PandemiePandemie Pandemie bezeichnet eine globale Epidemie, eine zeitlich begrenzte und zugleich weltweit stattfindende Infektionskrankheit. Fehlende Grundimmunitäten gegen, z.B. neu mutierte, Bakterien- oder Virenstämme erhöhen Infektions- und Todesraten. Während einer Pandemie mit schweren Krankheitsverläufen sind Überlastungen von Gesundheitsversorgungsstrukturen und des öffentlichen Lebens schnell erreicht. Bekannte Beispiele für durch Viren hervorgerufene Pandemien sind HIV (seit den 80er Jahren), das Influenza-A-Virus (H1N1) von 2009 sowie Corona (seit 2019). Der weltweite Handel, eine globale Mobilität sowie immer weniger Rückzugsorte für andere Lebewesen begünstigen nicht nur die Entstehung von Infektionskrankheiten, sondern auch deren Ausbreitung. Die WHO kontrolliert in einem ständigen Prozess das Auftreten und die Verbreitung von Infektionskrankheiten, die potentiell epidemisch oder pandemisch werden könnten.-Strategien abgewogen werden müssen. Wenn Covid-19 sich unkontrolliert ausbreitet, kann ein signifikanter Teil der Bevölkerung schwer erkranken und an noch nicht klar bekannten Langzeitfolgewirkungen leiden oder sterben. Die USA, wo die Einschränkungen geringer ausfielen, meldeten bislang rund 190.000 Todesfälle – im Jahr 2020 ist Covid-19 neben Herzkrankheiten und KrebsKrebs Statt eine spezifische Krankheit zu benennen, handelt es sich bei Krebs um einen Sammelbegriff für verschiedene Krankheiten. Ihnen allen gemeinsam ist jedoch das unkontrollierte Wachstum von Körperzellen, aufgrund eines Ungleichgewichts zwischen Zellwachstum und Zelltod. Die Folge daraus ist – außer bei Blutkrebsarten – eine Geschwulst ohne organspezifische Funktion. Dringt diese in das umliegende gesunde Gewebe ein, spricht man von bösartigen Tumoren; ausschließlich bösartigen Tumore werden als Krebs bezeichnet. Krebs kann zudem metastasieren, d.h. er breitet sich im Körper aus, indem die Krebszellen über Blut- und Lymphbahnen wandern und infolgedessen in anderen Organen Tochtergeschwülste bilden. dort daher eine der häufigsten Todesursachen.

Viele Todesfälle wurden verhindert

In Deutschland sind bislang über 9000 Covid-19-Patienten gestorben – nach einer kürzlich von deutschen Pathologen vorgestellten Statistik zu 154 Obduktionen war Covid-19 bei 86 Prozent der Verstorbenen die Todesursache. Ohne Kontaktbeschränkungen und Vorsichtsmaßnahmen wären wohl zehn- wenn nicht hunderttausende Menschen mehr an Covid-19 verstorben.

Welche negativen Auswirkungen und wieviele Todesfälle die Schritte zur Eindämmung der Krankheit hatten, ist im Wesentlichen noch unklar – teils fehlen noch aussagefähige Statistiken, insgesamt gibt es zu wenig Forschung in diesem Bereich. Die Krankenhäuser waren frühzeitig darauf vorbereitet worden, viele CoronaCorona Mit Corona bezeichnet die Allgemeinbevölkerung zumeist SARS-CoV-2 (Severe acute respiratory syndrome coronavirus type 2). Es ist ein neues Beta-Coronavirus, welches zu Beginn des Jahres 2020 als Auslöser der Krankheit COVID-19 identifiziert wurde. Coronaviren waren schon vor 2020 altbekannt. In Menschen verursachen sie vorwiegend milde Erkältungskrankheiten (teils auch schwere Lungenentzündungen) und auch andere Wirte werden von ihnen befallen. SARS-CoV-2 hingegen verursacht wesentlich schwerere Krankheitsverläufe, mit Aufenthalten auf der Intensivstation bis hin zum Tod. Der Virusstamm entwickelte und entwickelt seit seiner Entdeckung verschiedene Virusvarianten, die in ihren Aminosäuren Austausche aufweisen, was zu unterschiedlichen Eigenschaften bezüglich ihrer Infektiosität und der Schwere eines Krankheitsverlaufes führt. Seit Dezember 2020 steht in Deutschland ein Impfstoff gegen SARS-CoV-2 zur Verfügung.-Patienten aufnehmen zu können, wichtige andere Operationen wurden jedoch großteils noch fortgeführt und mussten auch nicht wegen Überlastung abgesagt werden. Vielfach gab es Befürchtungen, dass dennoch durch fehlende Behandlungen oder Sorgen von Patienten vorm Arzt- oder Klinikbesuch mehr Menschen versterben als sonst – hier spricht man von Übersterblichkeit.

Bislang keine Übersterblichkeit durch andere Krankheitsursachen erkennbar

Doch es sieht nicht so aus – obwohl die Zahl der stationären Krankenhausbehandlungen zwischen Januar und Mai 2020 in Deutschland um 15 Prozent zurückging. „Über die Covid-19-Fälle hinaus wurde noch keine Übersterblichkeit bei anderen Erkrankungen festgestellt“, heißt es in einem Abschlussbericht von Gesundheitswissenschaftlern, die die Auswirkungen des Gesetzes untersucht haben, mit dem Kliniken auf die Pandemie vorbereitet wurden. „Dies spricht dagegen, dass sich die Sterblichkeit von nicht oder verspätet stationär behandelten Patientinnen und Patienten erhöht hat“, schreiben sie. Zahlen zu Suiziden werden in Deutschland nur mit größerem Zeitverzug zusammengetragen, so dass die Entwicklung hier noch unklar ist – doch in Interviews haben Psychiater teils berichtet, dass sie keine Zunahme bemerken konnten. Teils gab es sogar womöglich weniger Suizide als im Vorjahreszeitraum: So meldete der hessische Rundfunk kürzlich, dass die Polizei in Hessen von März bis Juli 14 Prozent weniger Suizide verzeichnete als im Vorjahreszeitraum.

In anderen Ländern kann dies jedoch deutlich anders aussehen: Aus den USA – wo viele Menschen kaum sozialversichert sind – wurde teils über starke Anstiege der Suizidraten verzichtet. Und wenn in armen Ländern etwa in Südostasien oder Afrika aufgrund von Kontaktbeschränkungen Nahrungsmitteln nicht transportiert oder Moskitonetze nicht verteilt werden können, so kann die Zahl der hierdurch verursachten Todesfälle schnell jene durch Covid-19 übersteigen.   

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Das Projekt wird von der Robert-Bosch-Stiftung unterstützt.