Auf zwei Tagungen in Berlin und in der Nähe von Köln soll im Frühjahr laut Ankündigungen für bedenkliche Substanzen wie „Miracle Mineral SupplementMiracle Mineral Supplement Miracle Mineral Supplement – MMS bezeichnet eine Chlordioxid-Lösung, auch CDL genannt. Der Begriff geht auf Jim Humble zurück, welcher ein ehemaliges und langjähriges Scientology-Mitglied war und 2010 eine weitere Sekte gründete (Genesis II, Church of Health & Healing). Chlordioxid, ClO2, ist bei Raumtemperatur ein bernsteinfarbenes Gas, welches bei einer Konzentration von über 10% in der Luft explosiv ist. Deshalb wird es zumeist in wässriger, nicht explosiver, Lösung angeboten (MMS / CDL). Chlordioxid besitzt eine oxidative Wirkung, so dient es z.B. als Bleichmittel von Zellstoff (z.B. Papier) oder auch der Desinfektion von Trinkwasser. Auf vielen Foren wird das Miracle Mineral Supplement als Allheilmittel – auch gegen Corona – beschrieben, oft mit verehrenden gesundheitlichen Folgen. Die Anrufe beim Giftnotruf häufen sich und auch die Gabe von CDL / MMS an kleine Kinder wird propagiert. Für die angepriesene Heilung der verschiedensten Krankheiten gibt es aktuell keine wissenschaftliche Grundlage.“ (MMSMMS MMS ist die Kurzform für Miracle Mineral Supplement. Damit wird eine Chlordioxid-Lösung, auch CDL genannt, bezeichnet. Der Begriff geht auf Jim Humble zurück, welcher ein ehemaliges und langjähriges Scientology-Mitglied war und 2010 eine weitere Sekte gründete (Genesis II, Church of Health & Healing). Chlordioxid, ClO2, ist bei Raumtemperatur ein bernsteinfarbenes Gas, welches bei einer Konzentration von über 10% in der Luft explosiv ist. Deshalb wird es zumeist in wässriger, nicht explosiver, Lösung angeboten (MMS / CDL). Chlordioxid besitzt eine oxidative Wirkung, so dient es z.B. als Bleichmittel von Zellstoff (z.B. Papier) oder auch der Desinfektion von Trinkwasser. Auf vielen Foren wird es als Allheilmittel – auch gegen Corona – beschrieben, oft mit verehrenden gesundheitlichen Folgen. Die Anrufe beim Giftnotruf häufen sich und auch die Gabe von CDL / MMS an kleine Kinder wird propagiert. Für die angepriesene Heilung der verschiedensten Krankheiten gibt es aktuell keine wissenschaftliche Grundlage.) oder das Lösungsmittel Dimethylsulfoxid (DMSODMSO DMSO – Dimethylsulfoxid – ist ein farb- und geruchloser Wirkstoff aus der Gruppe der Antiphlogistika und wird zur äußerlichen Behandlung von Schmerzen, Entzündungen und Schwellungen eingesetzt. DMSO soll ausschließlich äußerlich angewandt werden. Dies kann als Gel, Creme oder Spray erfolgen. Eine besondere Eigenschaft von DMSO ist die Förderung der Aufnahme anderer Wirkstoffe in die Haut. Deshalb ist davon abzuraten, auf dem gleichen Hautareal, welches mit DMSO behandelt wurde, andere Arzneimittel aufzutragen. Im Körper wird DMSO zu Dimethylsulfid (DMS) und Dimethylsulfon metabolisiert. DMS wird über die Lunge und die Haut ausgeschieden, was unerwünschte Wirkungen wie allergische Reaktionen, Rötungen, Juckreiz, Brennen, ein knoblauchartiger Mund- und Körpergeruch sowie Verdauungsstörungen wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung und Appetitmangel verursachen. Dimethylsulfoxid kann die Freisetzung von Histamin erhöhen. Sowohl bei Kindern als auch in der Schwangerschaft und Stillzeit soll es nicht angewandt werden.) geworben werden. Warum ist das erlaubt? Was sagen die Behörden dazu? MedWatch hat nachgefragt – zunächst in Sachen des„Spirit of HealthSpirit of Health Spirit of Health ist ein jährlich stattfindender Kongress, auf welchem massive Werbung für Wunderheilungen sowie für das gesundheitsschädliche MMS (Mineral Miracle Supplement) betrieben wird. Bei MMS handelt es sich um eine Chlordioxid-Mischung, die zu ernsthaften Verätzungen führen kann. Der Spirit of Health Kongress wird vom Jim Humble Verlag ausgerichtet. Jim Humble ist ein ehemaliges Scientology-Mitglied.“-Kongresses in Berlin.
„Es ist Zeit für Gesundheit“, heißt es beim für März geplanten Kongress „Spirit of Health“. „Namhafte Referenten aus Forschung und Praxis“ sprechen zu „ganzheitlicher Gesundheit, effektiven Therapiemöglichkeiten und Nachhaltigkeit“, verspricht die Webseite der Tagung. Ein kroatischer „Heiler“ soll auf der Tagung auftreten, der leidenden Menschen allein mittels seines Blickes helfen soll. Als Stargast wird der US-Amerikaner Jim HumbleJim Humble Jim Humble, Gründer der Sekte »Genesis II, Church of Health & Healing« (zu deutsch: Zweite Schöpfung, Kirche für Gesundheit und Heilung) war zuvor jahrelanges Scientology-Mitglied. Humble bezeichnet sich selbst als Erzbischof. Auf ihn geht die Bezeichnung MMS – Miracle Mineral Supplement – zurück, welches so ziemlich alle Krankheiten heilen soll. MMS ist Chlordioxid in wässriger Lösung. Normalerweise findet es Verwendung als Bleichmittel für Zellstoff (z.B. Papier) oder auch in der Desinfektion von Trinkwasser. erwartet: Er ist durch die Bewerbung des vermeintlichen Wundermittels „Miracle Mineral Supplement“ (MMS) in Deutschland bekannt geworden. Bei MMS handelt es sich um Substanzen, die zur Bildung von ChlordioxidChlordioxid Chlordioxid, ClO2, ist bei Raumtemperatur ein bernsteinfarbenes Gas, welches bei einer Konzentration von über 10% in der Luft explosiv ist. Deshalb wird es zumeist in wässriger, nicht explosiver, Lösung angeboten (CDL). Chlordioxid besitzt eine oxidative Wirkung, so dient es z.B. als Bleichmittel von Zellstoff (z.B. Papier) oder auch der Desinfektion von Trinkwasser. Auf vielen Foren wird es als Allheilmittel – auch gegen Corona – beschrieben, oft mit verehrenden gesundheitlichen Folgen. Die Anrufe beim Giftnotruf häufen sich und auch die Gabe von CDL (oder MMS) an kleine Kinder wird propagiert. Für die angepriesene Heilung der verschiedensten Krankheiten gibt es aktuell keine wissenschaftliche Grundlage. führen: Einer hochreaktiven Verbindung aus Chlor und Sauerstoff, die reizend und ätzend wirkt.
Das Bundesinstitut für RisikobewertungBundesinstitut für Risikobewertung Das BFR, das Bundesinstitut für Risikobewertung, ist eine Bundesbehörde die dem BMEL (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft) zugeordnet ist. Sie soll unabhängig von wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Interessen z.B. die Sicherheit von Lebensmitteln, Chemikalien, Bioziden, Pflanzenschutzmitteln, Textilien, Lebensmittelverpackungen, Kosmetika und Tabakerzeugnisse bewerten. Auch die Bewertung gentechnisch veränderter Organismen in Lebens- und Futtermitteln, Pflanzen und Tieren zählt hier dazu. Die wissenschaftsbasierte Risikobewertung geschieht als Grundlage für den gesundheitlichen Verbraucherschutz innerhalb und außerhalb von Deutschland. hatte bereits 2012 von der Einnahme und Verwendung von MMS „dringend“ abgeraten, das Bundesinstitut für ArzneimittelArzneimittel Arzneimittel sind Stoffe oder Zubereitungen aus Stoffen, die angewandt werden, um Krankheiten, Leiden, Körperschäden oder Beschwerden zu heilen, zu lindern oder zu verhüten. Es kann sich hierbei ebenfalls um Mittel handeln, die dafür sorgen, dass Krankheiten oder Beschwerden gar nicht erst auftreten. Die Definition beinhaltet ebenso Substanzen, die der Diagnose einer Krankheit nutzen oder seelische Zustände beeinflussen. Die Mittel können dabei im Körper oder auch am Körper wirken. Das gilt sowohl für die Anwendung beim Menschen als auch beim Tier. Die gesetzliche Definition von Arzneimitteln ist im § 2 Arzneimittelgesetz (AMG) enthalten. und MedizinprodukteMedizinprodukte Medizinprodukte sind z.B. Implantate, Katheder, Infusionen, Herzschrittmacher und Co. Sie definieren sich durch eine vom jeweiligen Hersteller bestimmte medizinische Zweckbestimmung für die Anwendung beim Menschen. Anders als bei Arzneimitteln entfaltet sich ihre Hauptwirkung auf physikalische Weise. Verschiedenste Vorgaben regeln das Inverkehrbringen und die Inbetriebnahme von Medizinprodukten. Dadurch soll für die Sicherheit und Eignung der Medizinprodukte gesorgt werden. Es geht hierbei zudem um den Schutz von Patienten, Anwendern und Dritter. (BfArMBfArM Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ist zuständig für die Zulassung und Registrierung von Arzneimitteln, Arzneimittelsicherheit (Pharmakovigilanz) sowie für die Risikoerfassung und -bewertung von Medizinprodukten. Es regelt sowohl das legale Inverkehrbringen von Betäubungsmitteln und ihren Ausgangsstoffen als auch deren Herstellung, Anbau und Handel. Das BfArM agiert ebenso dafür Forschung und regulierende Tätigkeiten miteinander zu vernetzen.) hat gleichfalls mit scharfen Worten vor dem Mittel gewarnt und vor drei Jahren zwei MMS-Produkte offiziell als „bedenklich“ eingestuft. Mit der Einnahme seien „schädliche Wirkungen verbunden“, auch könne es zu schweren Verätzungen kommen. Auch aus Großbritannien, Kanada, Frankreich, der Schweiz und den USA gebe es Berichte über Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall, Nierenversagen, Verätzungen der Speiseröhre sowie Atemstörungen, erklärte das BfArM. Ein Verkäufer der MMS-Präparate wurde kürzlich in erster Instanz zu einer Haftstrafe verurteilt. Auch weitere bekannte MMS-Unterstützer sollen auf dem Kongress auftreten – mit Vortragstiteln wie „Gesundheit verboten, unheilbar war gestern“, „Kann impfenImpfen Eine Impfung hilft, vor schwer verlaufenden Infektionskrankheiten zu schützen. Durch abgeschwächte Erreger, durch Bruchteile von Erregern oder seit Neuestem mit mRNA-Stücken von Erregern wird bei einer aktiven Schutzimpfung das Immunsystem über die gezeigten Antigene spezifisch aktiviert. Dem Körper wird durch eine Impfung vorgegaukelt mit einem echten Erreger infiziert zu sein. Dadurch wird die gesamte Immunsystem-Kaskade in Gang gesetzt, inklusive der Bildung spezifischer Gedächtniszellen. Ist der Organismus später dem tatsächlichen Erreger ausgesetzt, kann er schnell, effizient und spezifisch reagieren ohne schwere Komplikationen zu entwickeln. Eine generelle Impfpflicht gibt es in hierzulande nicht. Die Ausnahme bildet die Masernimpfung: Seit 2020 muss bei Eintritt in eine Kindertagesstätte oder Schule ein Masern-Impfnachweis erbracht werden. Die STIKO gibt für Deutschland Impfempfehlungen heraus, an denen sich orientiert werden kann. heilen?“ oder „Die Quantumbiologie der Unsterblichkeit“.
MedWatch hat dem Veranstalter der Messe, den man nur über ein vorgegebenes Kontaktfeld auf der Internetseite kontaktieren kann, mehrere Fragen gestellt:
- Warum geben Sie den genauen Kongressort in Berlin noch nicht bekannt?
- Im Kongressmagazin werden Präparate als hilfreich beworben, die von Bundesbehörden als gefährlich eingestuft wurden. Welche Erkenntnisse liegen Ihnen vor, dass von Präparaten wie MMS oder DSMO keine Gesundheitsgefahren, sondern positive Wirkungen ausgehen?
- Aus welchem Grund möchten Sie es Referenten erlauben, für von Bundesbehörden als gefährlich eingestufte Substanzen auf Ihrem Kongress zu bewerben?
- Auf der Kongresshomepage ist kein Veranstalter klar benannt. Wer ist für den Kongress verantwortlich?
In der Antwort bitten die Veranstalter der EsoterikEsoterik Esoterik versteht sich als eine Geheimlehre, deren Wissen ursprünglich nur für einen kleinen Kreis bestimmt war. Hierzu zählen Methoden wie das Kartenlegen, Hellsehen, die Astrologie und Magie. Heute ist die Esoterik ein häufiger Anlaufpunkt für Sinnsuchende oder dient als Hoffnungsschimmer für unheilbar Kranke, mit teils teuren Konsequenzen.-Messe nur generell um Verständnis, dass der genaue Veranstaltungsort erst zwei Wochen vor Kongressbeginn bekanntgegeben werde. Warum dies der Fall ist, und inwiefern es Erkenntnisse gibt, dass die beworbenen Produkte tatsächlich helfen, beantwortet der laut Eigenaussage in den Niederlanden ansässige Veranstalter auf Anfrage von MedWatch nicht – genauso wenig die anderen Fragen. „Das unerwartete große Interesse und die dadurch vermehrten Anfragen von Journalisten und Filmteams übersteigen unsere Kapazität“, heißt es nur. Doch nach der Anfrage von MedWatch erscheint nun ein Banner auf der Startseite des Kongresses:
Wir möchten Sie darauf hinweisen, dass weder wir noch einer der Referenten medizinische Empfehlungen geben oder Diagnosen stellen. Wir möchten Sie außerdem darauf hinweisen, dass nicht alle Themen dieser Konferenz medizinisch belegt sind und teilweise ausschließlich auf langjährigen Erfahrungen beruhen. Wir (die Organisatoren und alle Referenten) weisen Sie ausdrücklich darauf hin, dass Sie bei einer Krankheit oder gesundheitlichen Problemen immer zuerst einen Arzt konsultieren und eine laufende medizinische TherapieTherapie Therapie bezeichnet eine Heil- oder Krankenbehandlung im weitesten Sinn. Es kann hierbei die Beseitigung einer Krankheitsursache oder die Beseitigung von Symptomen im Mittelpunkt stehen. Ziel einer jeden Therapie ist die Widerherstellung der physischen und psychischen Funktionen eines Patienten durch einen Therapeuten. Soweit dies unter den jeweiligen Bedingungen möglich ist. nie abbrechen sollten, ohne zuvor mit Ihrem Arzt gesprochen zu haben.
Das Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSoLAGeSo Das LAGeSo – Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales – ist eine Gesundheits- und Sozialbehörde im Bezirk Wedding. Es übernimmt Aufgaben aus den Bereichen Gesundheitswesen, Versorgung und Sozialdienste.) erklärt auf Rückfrage von MedWatch, dass sich das Amt den Einschätzungen der Bundesbehörden anschließe, was die „Gefahr schwerer gesundheitlicher Schädigungen“ bei der Einnahme beworbener Substanzen angeht. „Das LAGeSo als eine für den Gesundheitsschutz der Bevölkerung zuständige Behörde begrüßt nicht die Durchführung dieses Kongresses in Berlin“, sagt eine Sprecherin. „Informationen zu alternativen Therapieverfahren müssen auf nachprüfbaren, wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen. Dies scheint hier nicht der Fall zu sein.“ Erfahrungsgemäß sei es „leider oftmals so“, dass Teilnehmer derartiger Kongresse „einer sachlich orientierten Aufklärung und Diskussion nur noch eingeschränkt offen gegenüber stehen“.
Doch was macht das Amt mit dieser Einschätzung?
Zunächst wolle die Behörde nicht tätig werden, da „kein begründeter Verdacht zur Begehung einer Straftat oder Ordnungswidrigkeit“ vorliege. Tatsächlich: Solange es sich nur um Vorträge handelt und keine Präparate verkauft werden sollen, fällt die Werbung für umstrittene Substanzen oftmals unter den Schutz der freien Meinungsäußerung. So schreibt auch das LAGeSo, dass es keine Hinweise gebe, „dass während des Kongresses ein Erwerb entsprechender Produkte möglich sein könnte“. Sollten sich konkrete Hinweise ergeben, etwa dass im Rahmen des stattfindenden Kongresses MMS-Produkte als Präsentationsarzneimittel beworben werden, werde das LAGeSo entsprechende rechtliche Schritte prüfen. „Die Thematik wird uns sicherlich zukünftig weiter beschäftigen und von uns dem entsprechend verfolgt, um entsprechende Maßnahmen abzuleiten“, sagt die Sprecherin. Die Behörde behalte sich vor, während des Kongresses vor Ort die Einhaltung des Arzneimittelgesetzes sowie des Heilmittelwerbegesetzes zu kontrollieren.
Während Behörden in derartigen Fällen oftmals argumentieren, ihnen seien die Hände gebunden, nehmen sich auch nur wenige Verbraucherschutzverbände der Thematik an. Für die Sekteninfo NRW sind derartige Präparate jedoch immer wieder ein Thema. Angebote mit Produkten wie MMS seien „fürchterlich“, erklärt Referent Christoph Grotepass gegenüber MedWatch. „Wir haben es öfters mit diesen oder anderen Pseudotherapien zu tun“, sagt er. Er kritisiert, dass Behörden die Zuständigkeiten oft unklar seien. „Bisher haben wir den Eindruck, dass man sich da eher weniger drum kümmert“, sagt Grotepass.