Anbieter bewerben das ätherische Teebaumöl als angeblich sanftes pflanzliches Kosmetikum. Eine Auswertung zeigt: Das Öl ist alles andere als unbedenklich.
Wer pflanzliche Mittel verkauft, bewirbt sie oft gegenüber den Kund:innen so: Die Produkte seien harmlos, weil sie aus der Natur stammen. Das stimmt natürlich nicht. Produkte, die potenziell wirken, bringen auch Nebenwirkungen mit sich. Manchmal sind sogar Produkte riskant, die nicht wirken.
Ein aktuelles Beispiel: Das ätherische Teebaumöl. Es wird häufig als Naturkosmetik zur Anwendung auf der Haut beworben. Auf der Website von Edeka etwa liest man über Teebaumöl: Es sei ein „echtes Allheilmittel“, ein „Beauty-Wunder“ – ja ein „goldenes Elixier“. Angeblich soll es bei Akne, Schuppenflechte oder Hautinfektionen helfen. Wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit fehlen.
Besser beschrieben sind die unerwünschten Wirkungen des Teebaumöls. In der Vergangenheit sind immer wieder Berichte über Hautreizungen und Kontaktallergien bekannt geworden. Diese entstehen vermutlich dadurch, dass sich Stoffe im Teebaumöl durch Licht, Wärme oder Sauerstoff verändern. So bilden sich neue Verbindungen, die auf der Haut Überempfindlichkeitsreaktionen auslösen können.
Schwere Nebenwirkungen möglich
Wie hoch ist das Risiko für Verbraucher:innen tatsächlich? Dazu wertete ein Forschungsteam Fallberichte von unerwünschten Wirkungen aus, die in einer Datenbank der Weltgesundheitsorganisation gesammelt wurden. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler:innen Ende 2022.
Sie fanden 94 Fälle, bei denen die äußerliche Anwendung von Teebaumöl zu einer Kontaktallergie, einem Ausschlag oder einer Hautrötung führte. In 40 Fällen berichteten Betroffene von Schmerzen oder anderen Reaktionen an der betroffenen Stelle, sowie von Erbrechen und Augenreizungen. Etwa jede:r Dritte war versehentlich in Kontakt mit Teebaumöl gekommen, neun von ihnen waren Kinder. Der Grund dafür könnte sein, dass viele Käufer:innen die Öle nicht kindersicher aufbewahren, weil ihnen das Risiko nicht bewusst ist.
Nur die Spitze des Eisbergs?
Jede zehnte der insgesamt 161 Nebenwirkungen war schwerwiegend. Wahrscheinlich ist die Dunkelziffer hoch. Weil Teebaumöl als Naturkosmetikum im Handel ist, werden Nebenwirkungen oft nicht erfasst. Wegen unzureichender Nutzenbelege und der möglichen Gefahren spricht alles dafür, auf das ätherische Öl zu verzichten. Das betrifft nicht nur die äußerliche, sondern vor allem die innerliche Anwendung: Nach der Einnahme traten in Einzelfällen starke Hautausschläge oder lange Bewusstseinseinschränkungen auf.
Der Beitrag erschien zuerst bei Gute Pillen – Schlechte Pillen und wurde für die Veröffentlichung bei MedWatch angepasst.
Redaktion: Sigrid März, Nicole Hagen