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Förderung des WPK-Innovationsfonds über 25.000 Euro

(Hamburg/Berlin/Münster, 6. Mai 2024) Mit MedWatch.de stellt eines der wenigen gemeinnützigen Medien in Deutschland seinen Betrieb ein. Das Online-Magazin, das viele Jahre investigative Recherchen zu unseriösen Gesundheitsversprechen und Pseudomedizin publizierte, wird ab sofort keine Beiträge mehr auf medwatch.de veröffentlichen. Stattdessen gründen Redaktionsmitglieder ein Büro, das den inhaltlichen Kern des mehrfach ausgezeichneten Projekts in Zukunft als Dienstleistung für andere Redaktionen anbieten wird.

„Ich bin stolz auf das, was MedWatch in den zurückliegenden Jahren erreicht hat – auch wenn es stets ein Drahtseilakt war, hochwertige Recherchen zu finanzieren und die laufenden sowie administrativen Kosten zu decken“, sagte MedWatch-Gründerin Nicola Kuhrt. In den vergangenen Monaten musste die vollständig aus freien Journalist:innen bestehende Redaktion anerkennen, dass der Betrieb eines eigenständigen Online-Magazins auf Dauer nicht kostendeckend möglich war. Weil das Magazin gemeinnützig organisiert war, stehen alle Artikel der Redaktion frei verfügbar im Netz. Mittel für Investitionen in den Vertrieb fehlten, aus Gründen der Unabhängigkeit verzichtete MedWatch.de zudem auf Anzeigen. Trotz der wachsenden Zahl an Unterstützern war es nicht gelungen, genügend Förderinnen und Förderer zu gewinnen. Der letzte Artikel erschien am 2. April 2024.

Mit WPK-Förderung und neuem Modell geht es weiter – als Service für bestehende Redaktionen

Der besondere Ansatz von MedWatch – investigativer und evidenzbasierter Wissenschaftsjournalismus zu verbraucherrelevaten Themen – wird jedoch fortgeführt: Aus dem bisherigen MedWatch-Team gründet sich ein Redaktionsbüro, das diesen Ansatz in Zukunft für etablierte Medien anbieten wird und damit eine Lücke im Wissenschaftsjournalismus füllen möchte.

„Wir wollen gut recherchierten und spannend erzählten, lebensnahen und evidenzbasierten Wissenschaftsjournalismus in Redaktionen bringen, denen dafür die Ressourcen fehlen“, kündigten die Gründer:innen Sigrid März und Martin Rücker an. Der Innovationsfonds Wissenschaft der Wissenschaftspressekonferenz (WPK) hat dafür eine Förderung in Höhe von 25.000 Euro bewilligt.

Das Besondere der Gründung: Wie häufig bei MedWatch.de-Artikeln wollen März und Rücker Recherchen in Teams erarbeiten. Im Sinne eines Pools stehen dafür auch weitere Mitglieder der bisherigen MedWatch-Redaktion zur Verfügung: Journalist:innen mit unterschiedlichen Schwerpunkten ebenso wie Wissenschaftler:innen verschiedener Fachrichtungen. „Wer uns beauftragt, bekommt nicht einfach einen freien Journalisten – sondern das methodisch und fachlich kompetenteste Team für die jeweilige Recherche“, so März und Rücker. „Das Zusammenspiel verschiedener Expertisen ermöglicht mehr Tiefgang und eine verlässliche Qualität. So tragen wir das große Plus des bisherigen MedWatch-Modells in die etablierte Medienlandschaft.“

Mehrfach ausgezeichneter Journalismus

MedWatch war 2017 von den Wissenschaftsjournalisten Nicola Kuhrt (heute Redaktionsleiterin des Science.Table bei Table.Media) und Hinnerk Feldwisch-Drentrup gegründet und als gemeinnützige Unternehmergesellschaft (UG) betrieben worden. Feldwisch-Drentrup verließ MedWatch 2021, Kuhrt fungierte weiter als Chefredakteurin. Innerhalb der Medienbranche, aber auch darüber hinaus, erlangte MedWatch schnell große Anerkennung. Das Projekt erhielt mehrere Auszeichnungen, wie den Netzwende-Award (2018), den Carl-Sagan-Preis (2019) und den Bundespreis VerbraucherschutzVerbraucherschutz Verbraucherschutz ist deutschland- und europaweit ein breit gefächertes Gebiet. So gibt es ein Amt für Verbraucherschutz, ein Bundesinstitut für Risikobewertung, die EFSA – die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit – und eine Health-Claims-Verordnung. In Deutschland existieren 16 Verbraucherzentralen und weitere verbraucherpolitische Organisationen, die in einem gemeinsamen Bundesverband gebündelt sind. Verbraucherschutz beinhält Rechtsvorschriften und Verbraucherrechte die z.B. Bereiche wie Lebensmittelsicherheit, Kaufverträge und Verträge mit Banken und Geldinstituten berücksichtigen. (2020). 2020 war MedWatch für den Grimme Online AwardGrimme Online Award Der Grimme Online Award ist eine Auszeichnung für publizistische Formate im Internet. Seit 2001 werden jährlich deutschsprachige Online-Angebote mit maximal acht Preisen ausgezeichnet. Verliehen werden die Preise in den Kategorien »Information«, »Wissen und Bildung«, »Kultur und Unterhaltung« sowie »Spezial«. Wichtig für die Auswahl ist eine hohe Qualität und ein Angebot, welches sich an die allgemeine Öffentlichkeit wendet. 2020 war MedWatch für den Grimme Online Award nominiert. in der Kategorie Information nominiert. Zudem wurden Artikel von MedWatch.de ausgezeichnet: Marie Eickhoff und Marius Penzel erhielten 2023 den Peter Hans Hofschneider Recherchepreis für Wissenschafts- und Medizinjournalismus, Martin Rücker 2022 den Ulrich-Schwabe-Medienpreis der Stiftung für ArzneimittelsicherheitArzneimittelsicherheit Arzneimittelsicherheit – auch Pharmakovigilanz genannt – bedeutet die fortwährende und systematische Überwachung der Sicherheit von Arzneimitteln nach ihrer Zulassung und Markteinführung. Dafür werden eingehende Verdachtsfälle zu Nebenwirkungen bewertet und Risiken im Verhältnis zum Nutzen eines Arzneimittels überwacht. Zuständig sind das Paul-Ehrlich-Institut sowie das BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte), letzteres sogar über die Grenzen Deutschlands hinaus. Über Rote-Hand-Briefe kommen Ärzte und Apotheker an aktualisierte sicherheitsrelevante Informationen zu den Arzneimitteln pharmazeutischer Unternehmen. Den Verdacht auf eine Arzneimittel-Nebenwirkung kann jeder melden..

Sigrid März ist promovierte Zellbiologin und schreibt als freie Wissenschaftsjournalistin von Münster aus über Gesundheits- und Medizinthemen. Bei MedWatch.de leitete sie zuletzt die Redaktion. Außerdem ist sie Dozentin unter anderem an der Hamburger Akademie für Publizistik. Martin Rücker lebt als freier Investigativjournalist in Berlin. In früheren Stationen war er unter anderem als Geschäftsführer der Verbraucherorganisation foodwatch sowie als Parlamentskorrespondent für Regionalzeitungen tätig.

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